Immer wieder freitags… Posten wir einen Artikel aus dem Archiv! Dieser ist über sechs Jahre alt. Isabel hat sich damals gefragt, wie lange sie ihr zweites Kind stillen will… Und die Message ist natürlich immer noch aktuell, oder?
Wie lange will ich stillen?
Mit meinem ersten Kind hatte ich auf diese Frage eine klare Antwort: Sechs Monate. So hatten es fast alle meine Freundinnen gemacht und ein halbes Jahr schien mir eine gute Zeitspanne zu sein. Nicht zu kurz, aber eben auch auf keinen Fall zu lang.
Das Baby hat mitgespielt, aß früh mit viel Freude Brei, es akzeptierte die Flasche und Pulvermilch und war vor allem überhaupt kein Busen-Baby. Mein Sohn ließ sich nicht mit der Brust beruhigen, schlief schon früh nicht mehr an der Brust ein. So führte ich also mit knapp fünf Monaten Brei und Pre-Milch ein und stillte langsam, über einen Zeitraum von etwa 12 Wochen, ab. Mit knapp sieben Monaten, noch vor dem ersten Zahn, war Schluss. Ich war froh darüber und doch wehmütig. Ein bisschen länger, nur ein kleines bisschen – wäre im Nachhinein vielleicht für mich besser gewesen.
Keine Pläne dieses Mal…
Ich hatte also einen klaren Abstill-Plan bei Kind Nummer eins. Mit dem zweiten Kind läuft es (natürlich!) anders. So wie einfach alles mit ihr anders läuft! Ich habe dieses Mal keine Pläne. Ich wollte es einfach auf mich zukommen lassen, sehen, wie es sich anfühlt. Wegen der ollen Stillprobleme am Anfang bekam sie früh Pre-Milch in der Flasche. Ich dachte also, ich mache es doch ähnlich wie bei ihrem Bruder, wird schon nichts dazwischen kommen.
Aber dann: Irgendwann akzeptierte sie keine Flasche mehr! Sie nuckelt jetzt nur noch daran herum, trinkt nicht wirklich. Wir haben den Verdacht, dass sie Pre-Milch sogar ganz okay aus der Flasche trinkt, abgepumpte Muttermilch aber nicht, kann das sein? Madame hat jedenfalls eigene Pläne. Sie strafte einen ersten Brei-Versuch mit angewiderten Blicken ab, findet Obst- und Gemüsestückchen aber seit neuestem doch ziemlich gut. Vielleicht wird sie ein reines Fingerfood-Baby und wird keinen Brei essen? Sie war anfangs auch überhaupt kein Busen-Baby wie ihr Bruder. Am Busen einschlafen wäre mein Traum gewesen, es passierte nie. Jetzt merke ich aber immer öfter, dass sie es genießt, gestillt zu werden und sie schläft tatsächlich momentan auch immer wieder beim Trinken ein.
Wie abstillen, wann und warum überhaupt?
Ich merke also gerade, dass ich sie wohl länger stillen werde. Jeden Tag überlege ich momentan, ob und wie ich langsam abstillen sollte bzw. könnte. Ich hätte gerne nachmittags mehr exklusiv Zeit für mein erstes Kind, da würde ich also gerne eine andere Mahlzeit einführen, um die Kleine leichter abgeben zu können.
Ich würde auch gerne abstillen, weil mich die Stillhormone nerven und ich meinen Körper gerne wieder ganz für mich hätte. Ich bin auch einfach keine leidenschaftliche Stillerin, mich nerven nicht nur die Hormone, sondern auch die Still-BHs und die Milchflecken. Dieser säuerliche Geruch überall, päh!
Auf der anderen Seite denke ich:
Es ist vielleicht mein letztes Kind. Vielleicht das letzte Mal, dass ich stillen werde.
Ich habe dieses Mal soviel gekämpft für das Stillen, irgendwie wäre es doch schade, dann so früh abzustillen…
Und ob ich jetzt sieben oder zehn Monate stille ist doch eigentlich auch ein bisschen egal. Eine Langzeit-Stillerin wird nie aus mir werden, ich stille dafür nicht gerne genug, bin von den Vorteilen von langem Stillen nicht überzeugt und finde es irgendwie auch immer noch befremdlich, wenn Kinder die laufen können und ein volles Gebiss haben, gestillt werden. Wir sprechen hier also nur über ein paar Monate hin oder her. Es ist am Ende so eine kurze Zeit, diese Stillzeit!
Außerdem planen wir Anfang nächsten Jahres eine große, lange Reise, es wäre praktisch, dann zumindest noch ein bisschen zu stillen. Dann müsste ich nicht, wie damals nach Indien, so viel Essen und einen Wasserkocher mitschleppen!
Macht euch keine zu strikten Pläne vorher…
Was ich eigentlich sagen will: Die Frage “Wie lange will ich stillen?” kann man sich vorher mal stellen. Aber man kann sie doch eben erst beantworten, wenn das Kind da ist und man im Still-Groove drin ist. Ich kenne Frauen, die wollten überhaupt nicht stillen, fanden die Vorstellung furchtbar und dann haben sie jahrelang gestillt. Ich kenne andere, die Stillen total wichtig fanden und es gerne so lange wie möglich gemacht hätten und dann fanden die Kinder früh Steak und Spiegelei spannender und aus dem langen Stillen wurde nichts. Ich kenne viele, deren Stillpläne von Stillproblemen zerstört wurden und andere, die NIE gedacht hätten, dass sie ihre Kinder über ein Jahr lang fast voll stillen würden.
Jedes Kind hat eine eigene Idee, wie es das mit dem Essen angehen will. Einige nehmen die Flasche nicht, andere lechzen mit vier Monaten nach Pastinake. Viele mögen keinen Brei, einige akzeptieren nur den Busen, und sonst nichts. Die meisten beruhigen sich an der Brust, nuckeln gerne, andere überhaupt nicht, sie bevorzugen einen Daumen oder einen Schnuller. Es ist wie bei allem, was mit Kinderhaben zu tun hat: Milliarden von Kindern, jedes mit eigenen Bedürfnissen und Präferenzen. Und dazu Milliarden von Mamas, jede mit ihren eigenen Wünschen, Vorstellungen, Ideologien und körperlichen Möglichkeiten. Und irgendwie findet doch jedes Mutter-Kind-Paar seinen Weg in Sachen Stillen, oder?
Viele Faktoren beeinflussen die Frage, wie lange man stillt. Ein falsch oder richtig gibt es nicht. Zwei Jahre? Zwei Monate? Drei Jahre, oder einfach gar nicht? Alles ist möglich! Ich rate immer allen Neu-Mamas, es einfach auf sich zukommen zu lassen. Und so mache ich es jetzt auch mit Quinn. Mich macht das fast nervös, ich mag es, einen klaren Plan zu haben, aber den gibt es dieses Mal einfach nicht.
Wenn ich nicht zu faul bin, bekommt mein Töchterchen diesen Winter immer mehr “richtiges” Essen, mal sehen, wie sie das findet. Bei meinem ersten Kind hat mir das mit der Beikost irre viel Spaß gemacht, bisher habe ich keine große Motivation, für das zweite Kind Breichen zu kochen, ob das noch kommt? Und: mal sehen, wie lange ich sie dazu noch stille, so richtig habe ich die Frage, mit der ich diesen Artikel begonnen habe nämlich immer noch nicht für mich beantwortet!
Wie lief das bei euch? Wie lange wolltet ihr und wie lange wurde es dann am Ende?