Reisebericht – mit dem Rucksack durch Thailand
Dabei waren alle eigentlich wirklich urlaubs- und erholungsreif. Und das, was wir uns in der ersten Woche in Thailand angetan haben, war alles andere als erholsam!
Aber der Reihe nach. Um 7 Uhr morgens landeten wir in Bangkok, die Flüge waren okay gewesen, Xaver hatte die meiste Zeit über geschlafen oder gegessen, seine Eltern nicht. Mit einem Baby ist es nämlich sicher empfehlenswert, in der ersten Reihe mit Beinfreiheit zu sitzen, mit einem Kleinkind kaum. Wir hatten sogar einen Extraplatz für Xaver bekommen, in dieser ersten Reihe kann man aber die Armlehnen in der Regel nicht verstellen. Um alleine auf seinem eigenen Sitz zu schlafen ist Xaver zu klein, fürs Basinett zu groß – also nächtigte er auf uns, der kostbare Sitzplatz blieb leer und wir aufgrund der 13 Kilo-Heizung auf unseren Beinen schlaflos. Von da an sagten wir immer: nicht erste Reihe bitte (und ernteten ungläubige Blicke!)
13 Kilo plus 13 Kilo
A propos 13 Kilo! Unser Rucksack wog tatsächlich genauso viel wie Xaver. Und wenn ich eines sofort wieder ganz genauso machen würde, ist es das Packen. Es fehlte uns an nichts! Wer wissen will, wie man trotz Kind sparsam packt und wie das zu dritt mit 13 Kilo hinhaut – der kann mich gerne fragen!
Doch zurück nach Bangkok. Es war heiß, schwül und nun ja – der erste Tag ist eben immer kein Zuckerschlecken, man ist einfach müde! Nach einem kurzen Nickerchen in einem zu teuren Hotelzimmer (Wir wollten ja eigentlich Low Budget machen…) verbrachten wir den Rest des Tages im Lumpini Park.
Die Taktik – früh ankommen, kurz schlafen, dann aber bis abends wachbleiben – hatte uns schon in Indien über den Jet Lag hinweggeholfen, auch viel frische Luft soll gut sein. Was immer es war, jedenfalls hatte Xaver bereits am zweiten Tag seinen Rhythmus wieder, machte gegen 13:00 Mittagsschlaf am Hotelpool, wo wir den Nachmittag verbrachten, bis wir die U-Bahn zum Bahnhof nahmen.
Die sind in Bangkok und gehen in den Park und an den Pool? Ja… Es ist eben so, dass wir beide schon mehrmals in Bangkok waren, alle Sehenswürdigkeiten kennen, dass wir es kinderfreundlich halten wollten und vor allem Kräfte sparen mussten. Denn am frühen Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Sura Thani. Das ist eine komplizierte Art, um nach Krabi und dann nach Ko Lanta zu kommen, aber mein Freund und ich mögen die thailändischen Nachtzüge, überhaupt wollten wir viel reisen, wir hatten die Extra-Zeit gerne auf uns genommen, frei nach dem Motto:
Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen!
Die Zugfahrt war schön, die Busfahrt eine Katastrophe! Wir wurden von A nach B gefahren, in engen Minibussen, wir verpassten die Fähre und standen wegen Riesen-Ansturm auf die Insel aufgrund eines Thai-Popstar-Konzerts ewig im Stau. Unsere Laune war im Keller, es war heiss und eng, wir fühlten uns wie im Viehtransport. Der Einzige, den das alles nicht zu kümmern schien, war Xaver. Er schlief drei Stunden auf unseren Knien, danach unterhielt er alle Mitreisenden, insbesondere zwei hübsche Polinnen.
Am Nachmittag waren wir endlich auf Ko Lanta angekommen! Unsere Unterkunft war schön und sauber, aber recht einfach und dafür wirklich teuer. Unser Budget-Urlaub wurde also schon zum zweiten Mal auf die Probe gestellt, aber wieder dachten wir: was solls. Wir zahlten viel zu viel für eine sehr einfache Hütte, aber es gab viele Kinder, alles hatte einen angenehmen Hippie-Vibe.
Ko Lanta ist generell recht teuer, wie wir bald herausfanden. Überhaupt ist die Insel sehr westlich, touristisch und voll!
Westlich und beliebt bei Familien
Vor allem Familien mögen Ko Lanta, was sicher auch mit der guten Infrastruktur und der ärztlichen Versorgung zu tun hat. Es gibt überall Seven Eleven, Windeln (Thais bevorzugen Panty-Windeln…), Krankenhäuser, Apotheken. Uns war es ein bisschen zu wenig “ursprünglich”, empfehlen würde ich es trotzdem, vor allem, wenn man nur bedingt abenteuerlustig ist. Wer Unterkunfts- und sonstige Tipps braucht, kann mir schreiben!
Wir blieben fünf Nächte, trafen Freunde und lernten ein tolles Paar mit einem fast gleichaltrigen Kind kennen. Wir sonnten uns, aßen viel, ließen uns von Mücken zerstechen. Das Essen war übrigens – wie erwartet – überhaupt kein Problem. Xaver aß Gemüse mit Reis, Pad Thai, es gab in den meisten Restaurants sogar Spaghetti mit Tomatensoße und natürlich PANCAKES. Ab und an erwischte er etwas Scharfes, fand er nicht so gut! Nie werde ich das Bild vergessen, als wir auf dem Geburtstag einer netten Thai-Dame eingeladen waren. Das Buffet war durchweg so scharf, dass mir die Tränen kamen und Xaver griff einfach beherzt in eine Schüssel und stopfte sich ein Stück Huhn in den Mund. Oh je! Kinder in Thailand essen übrigens nicht, wie man erwarten sollte, früh scharf. Im Gegenteil, sie bekommen jahrelang fast nur süßlichen Sticky Rice und andere eher süße Gerichte, und werden ganz langsam und behutsam an die Schärfe herangeführt.
Ab Richtung Norden!
Nach genau einer Woche machten wir uns dann wieder auf den Weg. Das Ziel war Ko Phayam, eine kleine Insel nahe der Grenze zu Myanmar, die uns von so vielen Leuten empfohlen wurde, dass sie wohl kein Geheimtipp mehr ist, trotzdem erhofften wir uns ein Stückchen von dem Thailand, das wir von früher kannten.
Und tatsächlich: einmal angekommen, wussten wir sofort: hier bleiben wir! Eigentlich waren noch weitere Abenteuer geplant, aber wir fühlten uns so wohl, dass wir nicht mehr wegwollten. Wir übernachteten in einer einfachen Unterkunft, es gab nur 2 Stunden am Tag Strom und nur in einer Ecke WLAN. Lange Tage am Strand, Ausflüge mit dem Moped, Krebse jagen am Strand. Herrlich! Jedoch: in unserer Unterkunft gab es keine Kinder, und das fand Xaver doof. Er begann, die Namen seiner Kita-Freunde aufzusagen, er langweilte sich! Wir suchten also Kinder und fanden sie. Denn auch Ko Phayam ist beliebt bei Familien, viele kommen jedes Jahr. Wieder: wer Tipps will, kann mir schreiben!
Nach wunderschönen 10 Tagen nahmen wir den Nachtbus nach Bangkok. Unbequem! Fand Xaver auch, was er alle lauthals wissen ließ. Um drei Uhr morgens. Sorry! Den Tag in Bangkok verbrachten wir shoppend, herumschlendernd, und im Sea Life. Ein wunderschönes Abendessen in einem Traum-Restaurant (Low Budget?) beendete unseren Trip und Xaver war irgendwann so müde, dass er seinen Kopf einfach auf den Restaurant-Tisch legte und einschlief.
Am nächsten Tag stiegen wir in den Flieger und es war ja noch längst nicht vorbei! Denn wir hatten beim Rückflug einen Stop-Over in Abu Dhabi eingeplant. Von der feuchten in die trockene Hitze! Den entspannten Tag am Pool fand Xaver weniger spannend, also fuhren wir doch in die Stadt. Wir schliefen gut, stiegen wieder ins Flugzeug und…. irgendwann nach einem weiteren wirklich entspannten Flug waren wir wohlbehalten im kalten Berlin zurück!
Resümee
Ich weiß nicht, ob ich noch mal so viel herumreisen würde mit einem Kleinkind. Es war kräftezehrend, auch weil man sich selbst oft fragt: Muss das sein? Auf der anderen Seite haben wir so viel gesehen und erlebt und Xaver hat das Reisen eigentlich immer richtig viel Spaß gemacht… Vielleicht würde ich mir aber so einen Kinder-Rucksack besorgen, Xaver ist einfach so schwer mittlerweile, tatsächlich gab es einige Momente, in denen ich mir einen Buggy gewünscht hätte! Außerdem merkte man unserem Weltenbummler gegen Ende an, dass er seine Freunde, seine Oma und seine Spielsachen vermisste und dass ihm die Hitze zu schaffen machte. Ich würde das nächste Mal auf jeden Fall immer darauf achten, Orte mit vielen Kindern anzuvisieren!
Aufregend war es aber allemal und wieder sind wir ohne schlimme Verdauungsprobleme und andere Unfälle durchgekommen. Xaver hat sich so verändert, nicht nur trägt er jetzt Irokese (die Haare mussten ab wegen der Hitze), er hat auch unglaublich viele neue Worte gelernt, und mehrmals erfolgreich Potty-Training gemacht!
Und die Zeit im Urlaub ist auch eine mit so viel Nähe und Familien-Verbundenheit, wir sind alle sehr intensiv zusammen, schlafen in einem Bett, das ist immer unglaublich schön, kann aber natürlich auch nerven. “Wenn er wieder in die Kita geht, beginnt unser Urlaub!” sagte mein Freund mehrmals im Scherz. Trotzdem habe ich es dank ihm und Xavers glorreichem Mittagsschlaf wieder geschafft, drei Bücher zu lesen, und wir hatten dank netter Nachbarn, die oft gebabysittet haben und dem Erfinder des Babyphones auch ein paar Momente der Zweisamkeit.
Ach und eigentlich würde ich es doch wieder machen. Weil es so toll ist, die vielen Kontraste zu erleben. Wir haben auf der Straße und im schicken Restaurant gegessen, wir wurden von Mücken und Ameisen zerbissen und haben uns massieren lassen, wir haben in einfachsten Bambushütten und in der Superior-Suite geschlafen, wir haben drei Wochen mit einem kleinen Rucksack geschafft, sind mit Booten, Bussen, Minibussen, Fähren und Zügen durch das Land geruckelt, haben Thais und Burmesen, Dänen, Schweizer, Neuseeländer und Kanadier kennengelernt. Wir haben mal wieder so viel gesehen und erlebt, eine gesunde Schattenbräune mitten im Februar bekommen und jetzt, wo wir wieder hier sind, kann ich nur das bestätigen, was eine Mutter ihrer Tochter im Flieger nach Bangkok ins Ohr geflüstert hat:
“Es ist anstrengend, das Reisen. Aber es lohnt sich!”
Danke für all eure Tipps unter dem letzten Reise-Post! War jemand von euch schon mal “so richtig” backpacken mit Kind?