Letzte Woche war ich mit einer Freundin (zweifache Mutter) essen und hatte ein gleichzeitig schönes, wie auch verstörendes Erlebnis. Wir standen beim Verabschieden vor dem Restaurant, ich hatte mein Fahrrad bereits abgeschlossen und ein junger Bursche, etwa 20, gesellte sich zu uns und sagte: “Ist das ein Kindersitz?”. “Ja….”. “Bist du Mami?” “Ja….” “Wow! Also ich wollte dir nur sagen, dass du toll aussiehst!”
Ich fand das sehr süß, auf der anderen Seite implizierte es irgendwie: “…obwohl du Mutter bist!” oder sogar “…dafür dass du Mutter bist.” Und ich fragte mich ein mal wieder, warum sich eigentlich ein Gerücht so hartnäckig hält. Nämlich das, dass Kinder-haben hässlich macht. Unattraktiv.
Mehr strahlen, mehr Selbstbewusstsein
Denn wenn ich mal so nachdenke: In meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben mittlerweile fast alle Frauen Kinder. Bei jeder einzelnen hat sich dadurch der Körper verändert, keine sieht aus “wie vorher”. Viele sind schlanker und androgyner geworden, manche haben ihre weiblichen Mama-Rundungen behalten. Alle haben einen weicheren, kleineren Busen, auch der Bauch ist bei den meisten nie wieder flach geworden, dazu kommen Dehnungsstreifen und evtl. eine Kaiserschnitt-Narbe. Generell sind wir einfach alle keine Mädchen mehr, wir sind durch die Geburt unserer Kinder Frauen geworden. Und zwar: schöne Frauen! Denn, das wissen wir doch alle: wahre Schönheit kommt von innen. Und alle Mütter, die ich kenne, haben durch ihre Kinder nicht an Schönheit verloren, sie haben gewonnen. Sie strahlen anders, sie wirken sicherer, angekommen. Klar, viele hadern auch mit dem Mutter-Dasein, manche klagen über zu viel Stress, kurze Nächte und lange Tage. Augenringe, Falten und graue Haare – schieben viele auf die Kinder. Aber da ist dieses Strahlen in den Augen, das all diese Frauen für mich interessanter macht, als sie es wahrscheinlich vor den Kindern waren. Viele sind übrigens auch stilsicherer als vorher, selbstbewusster, stärker.
Keiner muss sich gehen lassen
Auch muss das Kinderhaben nicht dazu führen, dass man sich komplett gehen lässt, dass man nicht mehr auf sein Aussehen und seine Kleidung achtet. Wie sehr man das noch tut – ich denke, das hat ganz einfach mit Prioritäten zu tun. Wenn man in der Hinsicht schon immer eher uninteressiert war, weil einem das eigene Aussehen einfach nicht so wichtig war und auch die Meinung der anderen. Dann kann es als Mami schon ganz schön weit nach unten rutschen auf der Prioritäten-Liste. Wer aber vorher schon eitel war, wem das eigene Aussehen und Auftreten wichtig war (so wie mir, ich war schon immer eine eitle Kuh, die nie ungeschminkt auf die Straße ging), der wird es auch als Mutter hinbekommen. Das gleiche mit der Kleidung. Wem das immer eher wurscht war, der steigt als Mutter sicher auf “Hauptsache bequem und praktisch” um. Wer aber Spaß an Mode hat, der verliert diesen als Mutter nicht.
Schade finde ich, dass man, wenn man Kinder hat, ab und zu denkt, man dürfe sich nicht schön machen. Weil sich das nicht gehört? Weil die Kinder vorgehen und man sich zurücknehmen muss? Ich weiß es nicht, aber ich bin auch nicht frei von diesen Gefühlen. Letztens habe ich Xaver aus der Kita abgeholt, ich war ziemlich aufgebrezelt, denn ich kam von einem wichtigen Termin. Xaver sah so aus, wie er meistens aussieht nach der Kita. Zerstrubbelt, Farbe im Gesicht, seine “Wechsel-Klamotten” an, weil er sich immer vollsaut und nass macht. Wir müssen ein lustiges Bild abgegeben haben! Die durchgestylte Mama im Pencil-Skirt und Trenchcoat, mit frisierten Haaren und roten Lippen. Und der verlotterte, kleine Sohn. Ich schämte mich fast. Aber warum eigentlich? Fakt ist, wie Xaver aussieht, ist ihm (noch) egal. Dreckige Kinder sind glückliche Kinder! Wenn es danach geht, ist Xaver seeeehr glücklich. Mir jedoch, ist es nicht egal. Ich bin nicht glücklicher, je dreckiger ich bin. Ich bin glücklich, wenn ich mich wohlfühle, und das tue ich sauber, geschminkt und einigermaßen gekleidet. Also hatte dieses Bild doch eigentlich vollkommen seine Berechtigung.
Mamas sind schöne(re) Menschen
Dass wir auf uns achten (obwohl wir Mütter sind), das hat auch der Jungspund gesehen, als er das fragwürdige Kompliment machte. Denn meine Freundin war sorgfältig geschminkt und trug eine schicke Jacke, ich hatte mich in eine enge Lederhose gequetscht. Hat ihn das so überrascht? Aber nein, wir sahen auch gut aus, wirklich. Wir sehen immer ganz okay aus, auch wenn wir uns nicht schick gemacht haben. Das heißt nicht, dass wir auch mal ein muffiges T-Shirt tragen, oder mit Flecken übersäht sind (bin ich abends eigentlich immer), dass wir nicht mal einen Tag haben, an dem wir abgekämpft sind, müde und wirklich keine Zeit für Concealer geblieben ist. Aber so im Prinzip, sehen wir doch alle gut aus. Und einen schlechten Tag – den hatte ich früher auch oft. Ein paar Kilo mehr – darüber habe ich mir vor Xaver viel mehr Sorgen gemacht. Das heißt nicht, dass ich frei von Selbstzweifeln bin, aber generell habe ich meinen Körper jetzt eigentlich lieber als vorher. Auch wenn er nicht mehr so knackig ist. Denn er hat mir das schönste Geschenk der Welt gemacht!
Vielleicht liegts nur an all meinen wunderschönen Freundinnen, aber ich habe noch nie den Eindruck gehabt, dass Mutter-sein unattraktiv macht. Wenn man nach einem sturen Model-Schema geht, dann vielleicht schon. Aber wer ist denn so doof und tut das? Für mich macht Mama-sein schön. Und es wird Zeit, dass das alle kapieren.
Bild (Achtung, Witz! Obwohl, an manchen Tagen….) via www.shoeboxblog.com