Ganz und gar nicht wahnsinnig

So richtig viel fällt mir dazu erst mal gar nicht ein. Eine junge Dame ohne Kinder hat Angst vor dem Kinderkriegen. Obwohl sie welche will! Kann ich teilweise verstehen, aber eigentlich auch überhaupt nicht. Sie schreibt im Prinzip das, was viele Kinderlose denken. Dass man seine Karriere vergessen kann, dass man nur noch erschöpft ist, dass die eigenen Bedürfnisse nicht mehr gelten, dass man es nicht schafft, allen gerecht zu werden. Eigentlich kann ich dazu nur sagen: Krieg einfach eins, alles halb so schlimm. Ganz und gar nicht wahnsinnnig! Obwohl – manchmal schon, aber so ein bisschen Wahnsinn, den wünschen wir uns doch auch. Man sollte nur wirklich nicht versuchen, perfekt zu sein. Wer Idealen hinterherrennt, wer die perfekte Mutter, Hausfrau, Karrierefrau, Geliebte, und Party-Nudel sein will, der wird unglücklich werden, denn das geht nicht. Aber es geht auch nicht, wenn man den Mutter-Part wegnimmt, oder? Ein bisschen Humor schadet außerdem auch nicht, wenn man sich an das Abenteuer Kinder herantraut. Und ich kann es übrigens verstehen, wenn man keine will. Beide Lebensentwürfe haben etwas für sich. Aber wenn man Nachwuchs will, dann soll man einfach welchen machen!
Künstliche Komplikationen
Dazu ein Kommentar von Zadie Smith. Ich liebe sie und ihre Bücher! Das Interview fand ich vor kurzem und dieses Zitat taucht natürlich auch prompt in den Leserkommentaren auf:
Ob man Kinder hat oder nicht, ist zu einer Frage des Lebensstils geworden. Vor hundert Jahren wurde nicht darüber diskutiert, ob man für Kinder bereit sei, ob der richtige Frühkindergarten in der Nähe und das nötige Biogemüse vorhanden seien. Man hatte einfach Kinder. Ich sage nicht, dass das besser war. Nur halte ich die künstlichen Komplikationen und den intellektuellen Druck, dem wir uns in dieser Hinsicht aussetzen, für ziemlich übertrieben.
Danke dafür. In was für einer Gesellschaft leben wir denn, in der das Normalste der Welt so dermaßen auseinanderklamüsert wird?
Die Mythen – und die Wahrheit
Klar ist das alles anstregend, man ist oft müde. Aber früher fand ich auch vieles anstrengend, und müde war ich auch andauernd, oder verkatert. Es ist beruflich sicher nicht einfach mit Kindern und es sollte einfacher sein. Das stimmt. Aber es gibt auch genügend Beispiele, wo es gut geklappt hat. Kinder haben ist erst mal NICHT teuer! Es kostet am Anfang fast nichts, es gibt also keinen Grund, immer das Geld vorzuschieben. Es gibt zu viele Meinungen und Dogmen rund ums Kinder haben, die machen Druck, das stimmt auch. Mütter können überhaupt wahnsinnig nerven, aber das können Nicht-Mütter auch. Übrigens nerven auch die Kinder oft total. So wie alles manchmal einfach doof ist, ob mit oder ohne Kind. Aber hey! Das Leben ist nun mal kein Ponyhof. Zum Glück entwickeln Mütter ungeahnte Kräfte und schaffen es irgendwie dann doch, alles unter einen Hut zu bekommen. Mit Höhen und Tiefen, so wie das Leben nunmal ist. Und wenn dabei dann mal der Küchenboden leidet, oder die Frisur – mein Gott! Kinder geben einem schon als Babies so viel zurück. Wie eine Freundin heute sagte: Früher hat sich mein Leben immer so unfertig angefühlt. Jetzt ist es komplett.
Was mir am meisten fehlt, seit ich Mutter bin? Das Nichtstun. Einfach in den Tag hineinleben, Zeitung lesen (!), Serien kucken, Essen bestellen, vielleicht noch rausgehen, vielleicht nicht. Keine Verantwortung haben, es einfach ruhig angehen lassen. Am besten mit meinem Freund zusammen. Ein Sonntag so wie früher. Das hatte ich, seit ich Xaver habe erst ein paar Mal, mit Freund erst ein einziges Mal. Aber was ist das schon gegen das kleine Wunder, das ich jeden Tag bei mir habe? Diesen tollen kleinen Menschen mit seinen Patschehändchen und seinen Riesen-Augen? Die Natur hat es praktischerweise so eingerichtet, dass man sein eigenes Kind einfach nur großartig findet. Dass alles andere eigentlich egal ist.
Altes Leben und neues Leben
Auch wenn mein neues Leben also anders ist, es ist besser. Es ist verdammt gut. Es ist so viel sinnvoller. Kinder haben ist stressig und kräftezehrend, man muss zurückstecken, man muss mit Verantwortung umgehen können, und sich gut organisieren. Aber man sage mir einen, dem das Zurückstecken und die Verantwortung nicht vielleicht sogar ganz gut tun würde. Es gibt viel zu viele Egomanen in unserer Gesellschaft und Kinder bringen einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie zeigen, was wirklich zählt. NICHTS fühlt sich besser und richtiger an, nichts erfüllt mehr, nichts macht mehr Sinn, nichts ist spannender (deshalb redet man übrigens so viel darüber, wenn man neu im Club ist!). Kinder haben ist das Allerwunderschönste auf der ganzen Welt. Wenn man das will. Und Punkt. Just do it!
Und hier die Linksammlung, für alle die weiterlesen wollen:
Antworten: Ruhe, ihr Jammer-Frauen und: Ihr wollt Kinder? Dann kriegt sie doch
Auch schön: Eltern sein ist furchtbar!
Meiner Meinung nach etwas zu bissig, aber auch sehr wahr: FAZettelt auf Dr.Mutti
Auch nicht uninteressant: wenn man sich einfach dagegen entscheidet. Kinderlos glücklich