Die Mama, die ich sein wollte…

...und die, die ich jetzt wirklich bin. So weit sind sie nicht auseinander, aber es gibt eben doch ein paar essentielle Unterschiede. Lustig, oder? Wie man immer dachte: das werde ich nie zulassen! Meine Kinder werden anders, ich werde anders...

Soweit die Wunschvorstellung

Ich dachte immer, ich würde eine strenge Mama sein. Eine, die von Anfang an klare Regeln aufstellt. Keine Ahnung, warum ich das dachte, so richtig entspricht es mir überhaupt nicht, aber ich wäre wohl gerne so gewesen.

Ich dachte, ich würde mein Kind nicht den ganzen Tag mit Apfelschnitzen, Reiswaffeln und Brezen vollstopfen. Ich fand das immer komisch, dass Kinder auf dem Spielplatz die ganze Zeit snacken dürfen.

“Funktionskleidung” fand ich auch schlimm. Mein Kind sollte sowas nicht tragen müssen.

Ich dachte, ich würde nie “Ei, ei” und “Alle, alle” sagen. Wie albern ist das auch! Ich wollte keine Baby-Sprache sprechen, ein Hund ist doch ein Hund und kein “Wau Wau”!

Ich wollte niemals, niemals! ständig an dem Hintern meines Sohnes riechen! Ein schrecklicher Move, Mama hebt das Baby hoch und schnüffelt an seinem Allerwertesten. Immer und überall. Bäh!

Und vor allem: ich wollte niemals die ganze Zeit über Babies reden. Wie langweilig! Ich wollte ganz schnell mein altes Leben wieder haben und da ging es nie um Kinder. Alles würde so sein wie vorher.

Und jetzt?

Jetzt bin ich zwar nicht total laissez faire, ich sage Xaver oft in scharfem Ton, wenn etwas gar nicht geht (beißen, grob sein, Essen rumwerfen), aber ich bin nicht wirklich streng…. Mein Sohn darf viel viel viel. Er darf den Küchenschrank ausräumen, er darf mein Telefon runterwerfen. Er darf oft bei uns im Bett schlafen, er darf nachts immer noch Milch trinken, er darf fast alles probieren, er darf Sand essen und überhaupt bin ich spätestens seit Indien eine Spur zu entspannt, wenn es um “in den Mund nehmen” geht.

Warum darf er so viel, warum lassen wir ihn so viel machen? Keine Ahnung. Über die meisten Dinge, wie ich mit ihm umgehe, mache ich mir irgendwie gar keine Gedanken. Aber ich glaube, mein Freund und ich sind uns einig, dass er seine eigenen Erfahrungen machen soll. Das wird wohl auch so bleiben. Nur bei einer Sache will ich wirklich streng sein. Ich will, dass Xaver ein höfliches Kind wird. Das ist mir wichtig. Von mir aus kann er noch ewig zu uns ins Bett kommen, aber er soll hallo, danke und bitte sagen und solche Dinge. Sage ich jetzt! mal sehen, ob es mir in ein paar Jahren auch noch so wichtig ist…

Bequemlichkeit siegt

Denn streng sein ist einfach wahnsinnig anstrengend! Anstatt mit Xaver zu kämpfen, bis er in seinem Bettchen einschläft, lassen wir ihn eben bei uns schlafen. Es ist bequemer und so sehr stört es uns nicht. Das Gleiche gilt für die Snacks. Es ist so praktisch… Wenn er nicht im Kinderwagen sitzen will, hilft eine Bestechungs-Breze einfach Wunder.

Und das mit der Funktionskleidung… Es ist immer noch recht kühl, Xaver läuft noch nicht, liebt aber Sand und andere Kinder. Also gehen wir jeden Tag auf den Spielplatz und er trägt da jetzt eine Regen-Buddel-Schlammhose mit kleinen Äpfeln drauf, die wir von unserer Nachbarin geerbt haben. Dazu so Überzieher-Schuhe, um die Leder-Schühchen zu schützen. Schick ist anders, aber mein Gott! Es ist halt praktisch.

Warum ich Ei Ei sage…. warum mache ich das eigentlich? Ei ei versteht Xaver jetzt einfach schon, ich sage auch “lieb sein”, “sei vorsichtig!”, aber “Ei ei”, ist eben das, was er versteht, wo er immer sofort anfängt (leicht ungelenk) das Köpfchen des betreffenden Kindes zu streicheln. Ich sage auch “alle, alle” wenn er aufgegessen hat und offensichtlich mehr will und das “Wau Wau” hat er gar selbst eingeführt! In Indien war jeder Hund plötzlich “Wa Wa”. Kinder können eben einfach nur Laute sagen am Anfang, es macht so viel Sinn, ihnen da ein bisschen entgegen zu kommen.

Und ich rieche am Popo. Mehrmals täglich. Wenn mir ein Düftchen in die Nase steigt und ich sichergehen will, dass es mein Sohn war… Auch hier wieder: es ist praktisch!

Ach ja, und ich rede ANDAUERND und hemmungslos über Kinder. Über alles, was mit ihnen zu tun hat. Ich merke, dass es jetzt wo Xaver schon fast eins ist, etwas weniger wird, die anfängliche Über-Aufregung ist mittlerweile etwas weniger, aber ich rede immer noch sooooo gerne über Babies. JA! Nicht nur tue ich es, ich tue es gerne.

So isses halt

Jetzt bin ich also doch einfach eine Mama. Ich mache das, was alle Mamas machen. Aus Bequemlichkeit und weil es eben einfach so ist! Schlimm finde ich das aber eigentlich nicht. Eher lustig.

Lustig, wie man sich die Dinge vorstellt, die dann am Ende ganz anders werden. Mama-sein ist eben ein nie enden wollendes Abenteuer!