Dick werden und andere Ärgernisse

Und es ärgert mich fast, dass man als Schwangere anscheinend nicht laut sagen darf, dass das alles gar nicht so leicht ist mit den körperlichen Veränderungen. Es ist auch nicht dramatisch, aber es ist ein Thema. Es hat etwas mit Wohlfühlen zu tun, mit Zufriedenheit, auch mit Angst. Angst davor, richtig dick und nie wieder wie vorher zu werden. Ich habe diese Angst zum Glück nicht (mehr), denn ich weiß, wie schnell es nach Xaver ging. Das mit dem Pfunde wieder verlieren, vor allem aber das mit dem Wohlfühlen. Ich habe mich damals nach kurzer Zeit sogar wohler denn je in meinem Körper gefühlt, denn er hatte mir schließlich das größte Wunder dieser Welt (das war das Baby damals einfach für mich) beschert. Die meisten meiner Freundinnen waren übrigens auch nach etwa einem Jahr wieder (fast) wie vorher, manche sogar schlanker! Einige wenige sind “mehr” geblieben, aber alle fühlen sich wohl. Wenn wir ehrlich sind, sind eh die meisten zu dünn, ein paar Kilo mehr schaden nicht! Ich weiß noch, dass ich es sogar sehr schön fand, dass ich nach der Geburt noch ein bisschen “kuscheliger” war. Das Baby konnte sich richtig anschmusen. Als ich nach einem Jahr fast knochig geworden war, dachte ich oft: ich bin überhaupt nicht mehr gemütlich. Es ist schon auch schön, eine etwas rundere Mama zu sein. Also: Angst muss man also nicht haben.
Zehn Kilo in fünf Monaten
Dennoch: von “Wohlfühlen mit den neuen Rundungen” ist hier nichts zu merken. Das ging mir alles einfach zu schnell dieses Mal. Ich habe eben mal so in wenigen Monaten über zehn Kilo zugenommen. Mein Hintern ist so gewachsen, dass ich jetzt locker mit Kim Kardashian mithalten kann – wenn ihr mal lachen wollt, schaut euch Schwangeren-Fotos von der Dame an, hat mich bisher immer aufgemuntert!! Mittlerweile ist der Bauch zum Glück wenigstens größer als der Po, was sich optisch auf jeden Fall besser macht. Puh!
Dabei muss ich sagen, dass ich eigentlich ein ausgesprochen gutes und entspanntes Verhältnis zu meinem Körper habe. Ich mag ihn wirklich und war auch immer zufrieden mit ihm. Vielleicht bin ich sogar eine der ganz wenigen Frauen in meinem Bekanntenkreis, die wirklich nicht den Hauch einer Essstörung haben – ich habe immer gerne und viel gegessen, keine einzige Diät gemacht. Ich war nie unheimlich dünn, oft schlank, aber immer mit Rundungen, und es gab auch Zeiten, in denen ich “ein bisschen mehr” war. Das fand ich zwar damals selbst nicht so toll (Stichwort: Wohlfühlen. Und Klamotten sitzen einfach besser an schlanken Körpern…), aber ich muss sagen: eigentlich stand mir das ganz gut.
Keine Wohlfühl-Schwangerschaft…
Jetzt jedoch: fühle ich mich alles andere als pudelwohl in meinem Körper. Das hat mit den Extra-Pfunden zu tun, vor allem aber mit der Schwere, die ich empfinde. Na gut und auch damit, dass mir nichts mehr passt. Ich schaue oft in den Spiegel und denke: Boah, diese Oberschenkel! Dieser Hintern! Je nach Outfit kann ich den Anblick mal besser, mal schlechter ertragen, aber es ist einfach eine große Veränderung in einer kurzen Zeit. Alles halb so wild, aber eben doch ein bisschen belastend. Ich merke, wie mein Brustumfang gewachsen ist, nicht nur weil der Busen größer ist, sondern weil ich generell “breiter” bin. Das Gleiche gilt für das Becken. Nach der Schwangerschaft mit Xaver dauerte es fast ein Jahr, bis BHs und Jeans wieder so passten wie vorher. Und an den Anblick dieses “breiteren” Menschen muss ich mich einfach erst mal gewöhnen!

Eine ebenfalls schwangere Freundin von mir (erste Schwangerschaft) jammerte kürzlich, sie fühle sich auch einfach nicht mehr sexy. Sie hat ihren Körper geliebt, jetzt ist er ihr so fremd. Außerdem hat sie tierisch Angst davor, wie sich ihr Busen verändern wird. Ich konnte ihr da nicht wirklich Entwarnung geben, ich weiß, was eine Schwangerschaft mit ehemals strammen Brüsten macht. Und die Stillzeit erst! Ich weiß aber auch, dass ich davor auch Angst hatte, dass es aber 1. weniger schlimm kam, als befürchtet und dass es 2. auch völlig okay ist, wenn man ab einem gewissen Alter und mit der Gewissheit, ein Kind ausgetragen und genährt zu haben, nicht mehr den Busen eines 20-Jährigen Oben-Ohne-Models hat. VÖLLIG OKAY! Aber ich erinnere mich auch, wie froh ich war, als ich mich irgendwann ein paar Monate nach der Geburt wieder so richtig als “Frau” fühlte. Keine Gebärmaschine mehr, keine Milchmaschine. Das war toll! Sich schön machen, sich gut fühlen, vielleicht kurz vergessen, dass man ein Kind bekommen hat und so tun, als sei alles “wie früher”. In “Ich glaub, mich tritt ein Kind” heißt es: “Irgendwann will man auch einfach wieder ein Babe sein.” Yep.
Wieviel zunehmen ist normal?
Wie viel man in der Schwangerschaft zunimmt ist übrigens Typsache. Und normal ist vermutlich alles. Ich kenne Frauen, die nur 5 Kilo mehr hatten, andere haben über 30 zugenommen. Das hat mit der genetischen Veranlagung zu tun und auch damit, wie schlank man vorher war (meine Erfahrung: sehr dünne Frauen nehmen oft gleich am Anfang richtig viel zu, der Körper geht quasi erst mal auf “Normalgewicht”, während Frauen, die eh schon fülliger sind, oft kaum zunehmen). Wann die Pfunde kommen, variiert auch! Eine Freundin von mir hat in zwei Schwangerschaften bis zur 30. Woche kaum zugenommen, oder irgendetwas Lächerliches wie ein Kilo, am Ende waren es aber dann doch über 15 Kilo.
Natürlich hat das Ganze auch damit zu tun, wie man so lebt während das Baby in einem heranwächst. Ich habe Freundinnen, die dem Genuss gefröhnt haben, sich zum Pralinen-Essen verabredet und leidenschaftlich Kuchen gebacken haben, um die Ergebnisse anschließend ganz alleine zu verputzen – kein Scherz! Auch wie aktiv man ist, spielt eine Rolle. Eine weitere Freundin sagt selbst, sie war die faulste Frau aller Zeiten, als sie schwanger war, lag nur auf dem Sofa. Entsprechend hat sie zugenommen und entsprechend schwer war die Schwangerschaft für sie (sie hatte ALLE doofen Nebenwirkungen, wirklich ALLE!). Letztendlich ist die Bauch-Zeit natürlich auch definitiv nicht dafür da, sich um Essen und Zunehmen Gedanken zu machen. Ich finde es aber auch falsch zu sagen: “Endlich kann ich mal so richtig reinhauen”. Sport schadet außerdem nie, in der Schwangerschaft tut er sogar richtig gut und er macht fit für die Geburt.
Ich war in der letzten Schwangerschaft unheimlich aktiv, habe sehr viel gearbeitet und zwar bis zum letzen Tag, ging regelmäßig zum Schwimmen und zum Yoga. Ich habe alles gegessen, worauf ich Lust hatte, nur immer versucht, Schoko-Sünden mit Gemüse auszugleichen. Jetzt esse ich auch alles, in rauen Mengen! Aber dieses Mal werde ich den Mutterschutz voll auskosten und in den letzten sechs Wochen nur noch das Nötigste machen. Und ich schaffe es deutlich seltener zum Sport, ich habe das Gefühl, mein Alltag mit einem Kleinkind ist schon anstrengend genug. Vermutlich ist auch deshalb alles schwerfälliger dieses Mal, aber ändern kann ich das nicht.
Tausend unangenehme Nebenwirkungen
Also: es nervt. Ich bin froh, wenn es vorbei ist. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich eine Jeans über meinem Bauchnabel schließen kann und auf alle anderen Klamotten freue ich mich auch. Und auf Bauchmuskeln!
Ach ja. Und wenn es nur das Zunehmen wäre. Es kommen ja noch alle möglichen anderen Wehewechen dazu dieses Mal: das Baby drückt aufs Schambein, was richtig weh tut. Ich habe das Karpaltunnel-Syndrom, wache also oft mit tauben und schmerzenden Händen auf. Dazu Schwangerschafts-Migräne, Sodbrennen, Schlaflosigkeit. Nein – Spaß macht das nicht.
Wenn ich so in meine Schwangerschafts-App schaue, hat es mich aber sogar noch gut erwischt. Dort gibt es jede Woche eine weitere unangenehme Nebenwirkung zu entdecken, die man so haben kann: Wasser in den Beinen, Hämorrhoiden, Verstopfung, Ödeme und so weiter. Und meine Hebamme hat mir heute mal wieder bestätigt: sehr vielen Frauen wachsen die Füße während der Schwangerschaft, sie passen in keinen Schuh mehr rein. Bei den meisten bleibt auch danach noch eine halbe Größe, oder sogar mehr übrig. Daran sieht man ja wohl mal, wie krass so eine Schwangerschaft für den Körper ist!
Fazit also: es ist kein Spaziergang. Der Körper leistet unfassbar viel. Er geht einmal auf – und danach wieder zurück. Klar ist das auch toll, so ein Kind zu produzieren, es ist ein absolutes Wunder und wir können unseren Körpern dafür so dankbar sein! Aber er macht auch Einiges mit. Er geht durch unegahnte Höhen und Tiefen und fühlt sich einfach so anders an als vorher. Ist nicht bei allen so, es gibt die Frauen, die mit schlanken Beinen und Armen und nur einer kleinen Kugel bis ins neunte Monat spazieren. Andere fühlen sich mit Bauch und Rundungen begehrenswerter und schöner denn je. Wenn dem aber nicht so ist: dann wird man ja wohl auch mal meckern dürfen!

Fotos von der wunderbaren Lina Grün – sie sind vor ein paar Wochen entstanden, die Murmel ist jetzt schon doppelt so groß – der Rest auch :)