Young-Mi Park-Snowden mit Mina Coco
Seitdem es Mina gibt, macht alles auf einmal Sinn

Young-Mi Park-Snowden hat nichts anderes gemacht, als die koreanische Küche und ihr besonderes Flair nach Deutschland zu holen. Und eine tolle Mama zu sein. Und einen Supermarkt zu eröffnen… Als ich Young-Mi vor 12 Jahren kennenlernte, hat sie viel von der koreanischen Küche geschwärmt, war allerdings noch Schauspielerin. Heute leitet sie ein kleines Gastro-Imperium: Zwei Restaurants und seit Kurzem sogar einen koreanischen Supermarkt. So ein bisschen war sie immer Vorbild für mich und besonders, wenn ich Young-Mi heute mit unternehmerischer Bestimmtheit, aber dabei immer ein Lächeln auf den Lippen, in Aktion sehe, inspiriert mich das und zeigt: Wenn man etwas mit Leidenschaft und starkem Willen verfolgt, wird da auch was draus. Und manchmal sogar ein großes Kochbuch: Aber jetzt fragen wir erstmal Young-Mi, wie sie das eigentlich alles so gemacht hat.

Liebe Young-Mi! Du wohnst schon seit 17 Jahren in Berlin, was hat dich hier her verschlagen?

Ich bin in Wolfsburg geboren und aufgewachsen. Nachdem ich Abitur gemacht habe, hatte ich das große Glück ein Jahr in Seoul zu verbringen. Danach war für mich klar, dass ich nach Berlin ziehen will: Zu der Zeit hatte Berlin eine ungeheure Anziehungskraft, gerade wenn man eigentlich aus einer Kleinstadt kommt. Besonders nach Seoul wollte ich unbedingt in eine Großstadt ziehen! In erster Linie um Schauspielerin zu werden, aber meine Eltern wollten, dass ich erstmal etwas „Vernünftiges“ mache. Also habe mich an der Uni für Germanistik eingeschrieben und dann eine Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin abgeschlossen. Währenddessen habe ich jahrelang im Watergate an der Bar gearbeitet und sehr eifrig das Berliner Nachtleben studiert…

2003 war ich dann ein Jahr in Köln um Schauspiel zu studieren, kurz danach hatte ich eine Hauptrolle in einem größeren Debütfilm einer Filmakademieabsolventin bekommen. Das war aufregend.

"Es gab damals noch keine koreanischen Restaurants in Berlin, in dem diese besondere Esskultur gelebt wurde. In London und New York hatte ich so etwas schon gesehen, aber in Berlin konnte ich weit und breit nichts derartiges finden."

Mit deinem koreanischen BBQ-Restaurant „Kimchi Princess“ warst du die Erste in Berlin, die koreanische Küche szenemäßig etabliert hat. Wie kam es dazu? Was hast du davor gemacht?

Das Jahr in Seoul hat mich stark geprägt: Ich liebte es in Restaurants zu gehen und die Vielfalt der koreanischen Küche zu genießen. Besonders von der Atmosphäre der Restaurants und der Art wie das Essen zelebriert wird, war ich begeistert: Man sitzt beisammen in einer großen Gruppe, probiert alles, tauscht sich aus und hat Spaß.

Ich hatte mich sofort in Berlin verliebt, aber mir fehlte irgendwie immer das koreanische Essen. Ich wollte gern genauso wie in Korea mit meinen Freunden essen gehen, trinken und mich wohl fühlen. Es gab damals noch keine koreanischen Restaurants in Berlin, in dem diese besondere Esskultur gelebt wurde. In London und New York hatte ich so etwas schon gesehen, aber in Berlin konnte ich weit und breit nichts derartiges finden.

Da ich damals immer davon gesprochen hatte, dass ich irgendwann mal ein koreanisches Restaurant eröffnen will, kam ein Freund auf mich zu: Er organisierte 2005 einen Designmarkt im ehemaligen Stadtbad Oderbergerstraße und er lud mich ein mitzumachen. Drei Tage lang habe ich dann mit ein paar Freundinnen koreanisches Essen serviert. Das Essen kam super an und am Ende war unser Stand der Beliebteste. Jeder fragte mich: Wo ist dein Laden? Zu der Zeit war der Prenzlauer Berg einer der hippsten Bezirke in Berlin, mit vielen guten Restaurants. Deshalb war ich total überwältigt, wie gut das Feedback war. Nach den drei Tagen war mir klar, dass ich das weiterverfolgen musste.

Es hat allerdings noch einmal vier Jahre gedauert, bis ich den perfekten Ort für das Restaurant gefunden hatte. In der Zwischenzeit habe ich mit Caterings viel Erfahrung gesammelt. Es war manchmal hart, keinen Laden zu finden. Aber auf der anderen Seite brauchte ich irgendwie diese Zeit für mich und fürs Konzept. So konnte die Idee reifen.

Nun gibt es überall in der Stadt kleine und größere koreanische Restaurants. Wie siehst du diese Entwicklung? Hast du den Stein ins Rollen gebracht?

Mich freut diese Entwicklung! Koreanische Küche ist jetzt ein richtiger Trend geworden. Ich bin ja Koreaner zweiter Generation im Ausland. Für koreanische Eltern ist es ein großer Wunsch, dass ihre Kinder einen akademischen Beruf ausüben. Ich finde es toll, dass auch andere Koreaner zweiter Generation den Mut haben, entgegen der elterlichen Meinung eine andere Laufbahn einzuschlagen. In Korea war Gastronomie eigentlich nicht besonders angesehen, das ändert sich gerade. Die koreanische Regierung ist dabei, die koreanische Küche weltweit bekannter zu machen. Ich bin stolz darauf, dass ich Teil dieser Entwicklung sein kann – und, dass wir uns nichts mehr hinter der japanischen oder der vietnamesischen Küche verstecken müssen.

Früher kamen die Leute ins Kimchi Princess und wussten noch nicht mal wo Korea ist. Jetzt kommen sie und wissen ganz genau was Kimchi ist. Selbst Bibimbab ist ein Trendwort geworden. Das finde ich toll!

Wie war das, als du mit Mina Coco schwanger warst? Ein Restaurant mit Babybauch zu leiten stelle ich mir sehr anstrengend vor.

Kimchi Princess war damals gerade ein Jahr auf, und wir haben kurz darauf nebenan auch schon die Soju Bar (eine Art Mini Club) und das Angry Chicken eröffnet. Die Schwangerschaft kam total überraschend und auf den ersten Blick zu einem weniger günstigen Zeitpunkt.

Aber dann lief es alles ziemlich gut. Klar, hatte ich viel Arbeit, aber die Schwangerschaft lief eher so nebenbei. Ich war sehr glücklich, dass sich so viel veränderte in meinem Leben! Es war eine spannende Zeit und alles stand auf Anfang. Ich bin sehr in meiner Arbeit aufgegangen und mir ging es richtig gut. Bis zum Geburtstermin habe ich gearbeitet und eine Woche später kam Mina dann.

Wie hast du dich nach der Geburt organisiert? Stichwort Wochenbett?

Ich hatte vor auf jeden Fall einen Monat zuhause zu bleiben. Viele Selbstständige, die ein Geschäft haben, können das gar nicht. Durch die Partner, die ich bei Kimchi Princess hatte, konnte ich mir diese Zeit nehmen und mich komplett auf das Kind konzentrieren sowie anfängliche Schwierigkeiten beim Stillen lösen. Danach hab ich sie einfach immer mitgenommen! Ich habe Mina immer am Körper getragen, in einer Tragetasche. Ich konnte sie im Kimchi Princess stillen, oder jemand hat mir auch mal das Kind abgenommen. Ich fand es angenehm Menschen um mich herum zu haben. Das Kimchi Princess war wie ein zweites Zuhause.

Ich hab mich dabei wirklich wohlgefühlt und manchmal denke ich auch, dass das der Grund war, warum sie das so unkompliziert mitgemacht hat. Und auch während der Schwangerschaft war ich ständig im Kimchi Princess, vielleicht kannte Mina das auch einfach schon…

Hat das Muttersein dein Leben verändert?

Ja, definitiv. Nach dem ersten Ultraschallbild bin ich mit meinem Körper viel bewusster umgegangen und habe viel mehr auf mich und meinen Körper geachtet. Es hat mich erwachsener gemacht. Während der Arbeit wurde ich bestimmter, klarer und auch effizienter. Ich wusste auf einmal wofür ich lebe: Das war weniger die Arbeit, die mich auch sehr erfüllt, aber seitdem es Mina gibt, macht alles auf einmal Sinn.

Neben Kimchi Princess hast du nicht nur einen koreanischen Supermarkt mit allerhand tollen Produkten aus Korea eröffnet, sondern auch noch ein Kochbuch im Gräfe und Unzer Verlag herausgebracht. Wow! Hättest du dir das vor zehn Jahren vorstellen können?

Nein, ich hätte mir das nicht erträumen können. Als Anfänger in der Gastronomie hatte ich es streckenweise nicht einfach – aber durch den Erfolg von Kimchi Princess geriet der Stein ins Rollen und hat die nachfolgenden Projekte möglich gemacht: Irgendwie entwickelte sich dann alles organisch. Ich freue mich, dass jetzt viele Menschen in mich Vertrauen haben und bin dafür total dankbar.

Ist dein schönes Kimchi Princess Buch auch für Köche mit zwei linken Händen geeignet?

Ja, total. Mir war wichtig, dass die Leute keine Angst vor einer fremden Küche haben und nicht durch die Zutaten abgeschreckt werden. Aber eigentlich werden die Nudeln hier auch nur mit Wasser gekocht. Die Kochrezepte sind sehr genau und zum Teil sogar von Hobby-Köchen getestet worden. Deshalb gibt es auch die GU-Qualitätgarantie.

Auf unseren Fotos kochst du mit deiner Tochter Mina. Das sieht so lecker aus! Was genau macht ihr da?

Ich habe das Gericht bei guten Freunden, die das koreanische Restaurant Maru in Berlin Friedrichshain betreiben, entdeckt.

Ursprünglich ist es ein traditionelles Gericht (Gujeolpan), aber sie machen es in abgewandelter Form: Statt hauchdünner Teigblätter, werden geröstete Seetangblätter benutzt. Besonders für Kinder ist das toll, weil sie frei entscheiden kann, womit man die Blätter füllen kann (die gibts zum Beispiel bei uns im Super K Market). Alles was man gern isst, kann man in feine Streifen schneiden, kombinieren mit Reis und in die Seetangblätter füllen. Dazu passt gut Sojaauce. Und den Kids machst Spaß und sie greifen dann auch mal zur Gurke oder Karotte. Auch für eine kleine Dinnerparty eignet sich das gut.

Was ist das Anstrengendste am Mamasein?

Das Anstrengendste ist das Gefühl, dass man eigentlich immer ein Vorbild sein möchte für das Kind, aber natürlich auch nur ein Mensch ist.

Was ist das Schönste?

Für mich ist das Schönste, dass dieses hilflose Geschöpf, das ich auf die Welt gebracht habe, sich plötzlich zu einer besten Freundin entwickelt hat, die einem sogar Ratschläge gibt und Trost spendet und manchmal auch die Welt erklärt.

Und last but least:

Isst Mina Kimchi?

Sie liebt koreanisches Essen, aber Kimchi leider immer noch nicht. Ich bleib’ aber dran!

Danke dir Young-Mi!

 

Young-Mis Restaurant Kimchi Princess findet ihr in Berlin Kreuzberg. Auch den Shop Super K Market findet ihr dort. Wer mal in Berlin Adlershof ist, sollte sich das Mani Mogo anschauen. Das Buch gibt es zum Beispiel hier.

 

Young-Mi Park-Snowden mit Mina Coco (6), Juni 2017

Photography: Studio Kleinod
Interview: Marie Zeisler