Philipp Langenheim mit Maia
Wir kennen unsere Stärken und unsere Schwächen

Philipp ist so ein Typ, den muss man einfach mögen. Immer freundlich, immer gut gelaunt, immer professionell. Zusammen mit seiner Partnerin Cori sind die beiden HEJM und sie haben sich auf Interieurfotografie spezialisiert. Philipp übernimmt meist den Part an der Kamera, Cori hat ein Händchen für Art Direktion – perfektes Match! 2015 wurden die beiden einer mehr: Tochter Maia wurde geboren. Wie es so läuft, wenn man zusammen arbeitet und eine Familie hat, wieso die Zwei-Zimmer-Wohnung der beiden immer so schön aussieht und vieles mehr, verrät uns Philipp im Interview.

Lieber Philipp, deine Frau und du ihr habt gemeinsam ein Business und eine Familie. Hand auf Herz: wie gut funktioniert das, und wo sind die Tücken?

Es geht meistens tatsächlich sehr gut. Die Zusammenarbeit funktioniert super, weil wir uns charakterlich und professionell ergänzen. Ich bin bei den Shootings oft eher für den technischen- und Cori eher für den Produktions- und Art-Direktions-Teil verantwortlich. Natürlich ist man auch mal unterschiedlicher Meinung, das bedeutet aber nicht gleich, dass wir am Set anfangen zu streiten. Konflikte tragen wir nicht vor unseren Kunden aus, wir trennen hier auf jeden Fall das Private vom Beruflichen.

Wenn es doch mal zu Streitereien kommt, können wir diese – zumindest habe ich das Gefühl – relativ schnell klären. Das hat glaube ich auch damit zu tun, dass wir privat und beruflich viel Zeit miteinander verbringen und unsere Stärken und Schwächen gut kennen.

Wann habt ihr Zeit für euch und wenn ihr diese habt, schafft ihr es dann, auch mal nicht über den Job zu reden?

Obwohl wir selbständig sind, unterscheidet sich unser Alltag eigentlich nicht sehr von Leuten die fest angestellt arbeiten. Wenn Maia abends im Bett ist haben wir Zeit für uns. Wir sind kleine Serienjunkies und freuen uns über jede neue Serie auf Netflix. Aber auch wenn Maia ihren Mittagsschlaf macht und ich nicht im Büro bin, finden wir Zeit als Paar.

Dass in diesen freien Stunden auch mal über Arbeit gesprochen wird, lässt sich nicht vermeiden, allerdings ist das für uns auch kein großes Problem. Wir haben uns bisher nur ein paar mal Babysitter genommen, weil wir gefühlt doch irgendwie immer Zeit für uns fanden. Das wird sich jetzt aber bestimmt häufen, weil Maia langsam in einem Alter ist wo wir immer mehr gefordert werden und weniger Zeit für uns haben.

Würdest du sagen, dass du ein engagierter Papa bist, wie teilt ihr euch auf?

Ich genieße es sehr, viel Zeit mit Maia zu verbringen und ja, ich denke auch, dass ich relativ engagiert bin. Natürlich gibt es auch Momente, in denen Cori mich daran erinnern muss, die Windel zu wechseln, Maias Gesicht einzucremen, ihre Zähne zu putzen usw. Trotzdem kriege ich es glaube ich mittlerweile relativ gut auf die Reihe, mich selbst an diese Dinge zu erinnern. Es gibt in unserem Tagesablauf natürlich immer wieder Ausnahmen, aber wenn ich zuhause bin versuche ich, möglichst viel zu übernehmen.

An einem klassischen Büro-Tag steht Cori meistens auf und wickelt Maia, ich mache in der Zeit Frühstück, dann wickel ich sie noch mal und gehe ins Büro. Abends spiele ich vor dem Essen nochmal mit Maia, mache für uns alle Abendessen und bringe sie ins Bett. Das funktioniert meistens relativ gut. Wenn Maia nachts wach wird, stehe ich auf. Manchmal muss Cori mich aber auch anstupsen, weil ich Maia im tiefen Schlaf überhöre.

Als Maia noch kleiner war und voll gestillt wurde, war ich oft frustriert, weil ich das Gefühl hatte, nicht immer richtig helfen zu können. Ich glaube nichts auf der Welt hat für ein Stillkind eine ähnlich beruhigende Wirkung wie die Brust der Mutter. Es hat bei mir ein bisschen gedauert, bis ich das wirklich verstanden habe.

Maia ist noch nicht in der Kita, wann geht’s los und was wird dann anders werden?

Sie kommt im April in den Kinderladen, der sich bei uns im Hinterhof befindet. Wie das genau wird, können wir noch nicht sagen. Auf jeden Fall werden wir nicht mehr so lange schlafen können, wie das Momentan der Fall ist. Unser Tochter ist glücklicherweise eine Langschläferin, die aber auch zu völlig angenehmen Zeiten ins Bett geht. Es kommt nicht selten vor dass wir um 9 Uhr zusammen beim Frühstück sitzen, was für eine Einjährige ja sehr spät ist!

Eine große Veränderung wird aber auf jeden Fall, dass Cori wieder mit im Büro sitzen wird und wir wieder gemeinsam an dem ganzen Organisationsteil von HEJM arbeiten können. Die Foto-Shootings hatten wir in den letzten 1,5 Jahren trotzdem fast immer zusammen gemacht, aber jetzt wird alles organisierter.

Euro Wohnung ist superschön, aber nicht besonders groß. Und so leer! Wie macht ihr das, oder habt ihr fürs Shooting alles leer geräumt?

Das werden wir auch von Freunden super oft gefragt! Als ich mich bei Cori in ihrer alte Einzimmerwohnung eingenistet habe, war schnell abzusehen, dass wir zusammen wohnen wollen und wir haben uns auf die Suche nach etwas Größerem gemacht. Der Nachmieter wollte die komplette Wohnung übernehmen, inklusive Besteck. So wurden wir schnell unsere alten Möbel los uns konnten in der neuen Wohnung bei Null anfangen. Es tut wahnsinnig gut, wenn man sich mit seiner Einrichtung etwas beschäftigt und nicht sehr viel besitzen möchte. Wir leben relativ reduziert und versuchen uns diesen Minimalismus auch mit Maia beizubehalten.

Maias Spielzeuge sind größtenteils aus zweiter Hand von Freunden. Unseren Eltern haben wir von Anfang an genau gesagt, was wir brauchen und vor allem was wir für Maia nicht brauchen. So schaffen wir es, dass es leer bleibt! Wir sind außerdem beide wirklich ordentlich und misten regelmäßig aus

Wo haben Cori und du euch kennengelernt?

Cori und ich haben uns am ersten Tag unseres Fotografie-Studiums kenngelernt und arbeiten seitdem auch zusammen. Sie ist mir direkt aufgefallen weil sie einen, ich sage mal nicht besonders schönen orangen Pullover trug, haha! Ich fand sie aber trotzdem, oder gerade deshalb besonders interessant.  Da wir viele gemeinsame Seminare hatten, konnten wir uns in kurzer Zeit kennenlernen und merkten schnell das wir uns mochten. Und so kam eines zum anderen.

Seid ihr ab und zu in ihrer Heimat, erzieht ihr Maia zweisprachig, gibt es irgendwelche südamerikanischen Einflüsse, die ihr bei der Erziehung merkt?

Als Maia noch nicht geboren war, waren wir jedes Jahr in Venezuela. Da sich die Situation im Land aber leider jeden Tag verschlimmert, kommen meine Schwiegereltern in der Regel zweimal pro Jahr nach Berlin. Cori spricht mit Maia spanisch und ich mit ihr deutsch. Sie kommt damit bisher ziemlich gut klar und hat in ihrem Vokabular schon viel aus beiden Sprachen. Cori ist sehr ordentlich und plant alles genau im Voraus, eigentlich – so behautet man zumindest – typisch deutsche Angewohnheiten. Vielleicht kommt da ihr deutscher Großvater durch! Ab und zu und vor allem wenn wir uns mal zoffen, merke ich aber, dass Coris venezolanische Seite mehr zum Vorschein kommt. Dann wird es zwischen uns auch mal lauter. Ich merke durch Cori aber auch immer mal wieder typisch deutsche Seite an mir, die mir vorher nie aufgefallen ist: Ich muss alles genau und logisch begründen, entscheide relativ rational und muss mich immer mal wieder daran erinnern, etwas spontaner zu sein.

Das südamerikanische Blut merkt man bei Maia besonders an ihrem Drang, zu jeder Musik tanzen zu müssen. Ansonsten habe ich aber dass Gefühl, dass beide Seiten von uns relativ gleich verteilt sind. Ein gewollter südamerikanischer Einfluss bei der Erziehung kommt auf jeden Fall aus der kulinarischen Ecke. Cori kocht immer wieder mal typisch venezolanische Gerichte, außerdem singt sie mit Maia viel auf spanisch.

Wie würdest du deine Tochter beschreiben?

Maia ist glaube ich ein ziemlich ausgeglichenes, aufgeschlossenes und glückliches Kind, das gerne isst. Sie kann aber auch einen sehr starken Willen haben, der einen manchmal fordert.

Ist es einfacher, freischaffend zu sein und Kinder zu haben, oder sehnst du dich manchmal nach einer Festanstellung, wenn ja: wann?

Wir haben auf jeden Fall mehr Zeit für die Familie, als viele Leute die festangestellt sind. Das pauschal auf alle Freelancer zu übertragen wäre aber falsch. Es gibt Wochen, in den wir abwechselnd 12 Stunden lang am Tag arbeiten, das ist aber auf keinen Fall die Regel und darf es für uns nie sein.  Für uns funktioniert es im Moment sehr gut so, mal sehen, was die Zukunft bringt!

Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?

Es gibt natürlich immer Ausnahmen in unseren Tagesabläufen, je nachdem was es zu tun gibt. Aber ein typischer Büro Tag sieht in etwas so aus:

Wir wachen morgens zusammen auf und kuscheln zu dritt im Bett, bis Maia keine Lust mehr hat. Nach dem gemeinsamen Frühstück mache ich mich dann langsam auf den Weg ins Büro und kümmere mich um die ganzen administrativen Dinge, die in einer Firma so anstehen. Dazu kommen bei uns natürlich Dinge wie Bildbearbeitung usw. Am frühen Abend komme ich nach hause und wir spielen, danach wird zusammen gegessen. Nachdem Maia im Bett ist, schauen wir meistens noch eine Serie oder lesen etwas.

Im Sommer sitzen wir abends meistens auf dem Balkon, in unserem schönen Hof oder fahren mit Maia und mit Fahrradanhänger noch ein bisschen rum. Maia schläft da meistens ein und wir können uns noch ein bisschen bewegen. Letzten Sommer sind wir mal nachts bei der Critical Mass 40 km quer durch Berlin mit dem Rad gefahren, Maia hat die meiste Zeit entspannt geschlafen. Wir haber aber auch sehr oft Freunde zu Besuch, dann kochen wir meistens was zusammen. Am Wochenende sind wir oft bei meinen Eltern in Postdam, dort kann Maia den ganzen Tag im Garten rumrennen, mit Oma und Opa spielen. Wir genießen es dann auch mal unsere Ruhe zu haben, in der Wiese zu liegen, schwimmen zu gehen, oder im Winter einfach in Ruhe vor dem Kamin zu sitzen und was zu lesen.

Was ist das Nervigste am Kinderhaben?

Was nervig sein kann ist der ganze Organisation-Kram, den man mit einem Kind hat. Dicht gefolgt von Winter in der Stadt, in Kombination mit Bus und U-Bahn: Es ist immer zu kalt oder zu warm und es gibt oft keinen Platz und gefühlt nie einen Aufzug, der funktioniert. Wickeln und ständiges Wäschewaschen gehören auf jeden Fall auch nicht zu unseren Favoriten.

Und was das Schönste?

Zu sehen, wie sich ein Kind entwickelt und mit welcher Geschwindigkeit neue Dinge erlernt werden. Das Leben bekommt einen noch übergeordneteren Sinn, den man zuvor nicht hatte und von dem man vorher auch nichts geahnt hat. Das Größte ist für mich aber, nach hause zu kommen und vom Kind überglücklich empfangen zu werden!

Danke, Philipp!

 

Philipp Langenheim und Cori Schadendorf mit Maia, 18 Monate, Dezember 2016

Fotos: Lina Grün

Interview: Isabel Robles Salgado