Nina Südkamp mit Karla und Maxi
Wir würden nichts anders machen

Nina Südkamp wartet nicht gern auf den perfekten Zeitpunkt, sondern nimmt das Leben einfach in die Hand. Mit einer kleinen Tochter im Schlepptau, baut Nina mit ihrer Geschäftspartnerin die PR-Agentur blackbird/berlin auf. Bei Tochter Nummer Zwei geht ihr Partner nun in Elternzeit. Nicht ohne Hindernisse meistern die beiden gemeinsam das Familien- und Arbeitsleben und zeigen dabei vor allem eines: Zwei Eltern mit Karriere und glückliche Kinder müssen sich nicht ausschließen.

Du warst ein Jahr mit deinem Freund zusammen, als du schwanger wurdest. War euch damals schon klar, dass ihr Kinder wollt?

Ja, wir haben schon darüber gesprochen und waren auch nicht mehr so vorsichtig. Es war also “semi-geplant”.  Wir waren an dem Punkt: “Demnächst ist es cool, wir wollen zusammenbleiben”, und dann ging es sehr schnell.

Wie war die erste Schwangerschaft für dich?

Bei der Schwangerschaft mit Karla, meiner ersten Tochter, ist es mir relativ schwergefallen, mich darauf einzulassen. Ich hatte ja vorher ein richtiges Single-Leben geführt! Aber sonst war es unkompliziert, ich hatte kaum Beschwerden. Meine Situation war auch ziemlich klassisch: Ich war in einer PR-Agentur fest angestellt und bin somit auch sechs Wochen vor der Geburt in den Mutterschutz gegangen. Allerdings war ich nicht so wahnsinnig gern schwanger. Es ist ja schon eine körperliche Einschränkung. Und während beider Schwangerschaften war gerade WM oder EM! Da kamen dann so Sprüche wie: “Hast du einen Ball verschluckt?” Bei Maxi, meiner zweiten Tochter, wusste ich allerdings, was auf mich zukommt und ich konnte es mehr genießen. Das lief dann auch fast ein wenig neben her und hat mich nicht mehr so überwältigt.

Wie war es nach der Geburt von Karla?

Ich habe ein ganzes Jahr Auszeit genommen und war zu Hause. Karla ist mit 12 Monaten in die Kita gekommen. Ich habe frei in verschiedenen PR-Agenturen gearbeitet und bin ganz schön ins Rudern gekommen. Offiziell habe ich 25 Stunden gearbeitet, das Agenturgeschäft ist aber immer mit Überstunden verbunden und es war ein ziemlicher Stress. Ich habe das mehr schlecht als recht hinbekommen und hatte das Gefühl, den Job nicht richtig gebacken zu bekommen, und zu Hause auch nichts! Mein Freund arbeitet in einer Festanstellung. Wir haben aber das große Glück, das er Gleitzeit hat. Er holt Karla also montags ab, und ich kann einen langen Tag arbeiten und muss nicht ständig auf die Uhr schauen. Freitags schläft Karla schon, seit sie sieben Monate alt ist, bei den Großeltern. Das ist genial, immer einen festen Tag zu haben. Da ist man viel flexibler. Sei es um länger zu arbeiten, Freunde zu treffen oder auszugehen.

Wie hat sich das auf die Beziehung ausgewirkt?

Dadurch, dass ich das Jahr Auszeit hatte, kam es ganz schnell zu einer klassischen Rollenverteilung: Ich kaufe ein, mache sauber, koche, kümmere mich ums Kind und der Mann backt die Brötchen.
Da gab es natürlich dann viel Konfliktpotential. Ich war 29 und ich wollte einfach nicht, dass meine Karriere schon zu Ende ist. Ich wollte auch nicht nur ein Zubrot verdienen, wie das wohl viele machen, sondern ich hatte einen Anspruch an mich. Es hat ziemlich gedauert, bis wir uns komplett gemeinsam um alles gekümmert haben. Aber jetzt ist es definitiv so. Besonders durch meine Selbstständigkeit kümmern wir uns zu gleichen Teilen. Unser Familienleben ist sehr harmonisch, aber natürlich viel von Organisatorischem bestimmt. Irgendwann schlafen die Kinder aber auch, und dann hat man noch etwas Zweisamkeit.

War das zweite Kind geplant?

Ja, wir hatten das schon geplant, beide Kinder sind absolute Wunschkinder. Und uns war wichtig, dass der Altersunterschied nicht so gross ist. Ein zweites Kind stellt die Welt jetzt auch nicht mehr auf den Kopf!
Wir haben ja bereits die Erfahrung gemacht und bei Karla gemerkt, dass es einfacher wird, je älter das Kind wird. Karla verabredet sich zum Beispiel am Nachmittag schon mit Freunden zum Spielen und ich kann in der Zeit arbeiten.

Wann hast du die Entscheidung getroffen, dich selbstständig zu machen?

Den Entschluss habe ich schon vor Maxis Geburt gefasst. Anfang 2012 sind wir drei, Karla, mein Freund und ich, zusammen zwei Monate nach Thailand gereist. Als wir zurückkamen, war ich wieder schwanger und bin bei meiner jetzigen Geschäftspartnerin mit in die Agentur eingestiegen. Auf der einen Seite habe ich mich sehr über die zweite Schwangerschaft gefreut, auf der anderen Seite wusste ich, was auf mich zukommt: eine Agentur im Aufbau, ein Kleinkind und ein Baby. Diesmal habe ich auch bis zehn Tage vor der Geburt noch voll gearbeitet.

Wie machst du es jetzt mit Baby?

So ganz klappt es natürlich nicht. Ich bin im Tagesgeschäft nicht mehr involviert, weil das zeitlich nicht geht. Trotzdem tausche ich mich täglich mit meiner Geschäftspartnerin aus und bespreche Dinge, die ich mitentscheiden muss.

Deine Agentur und deine Familie – hast du manchmal das Gefühl, du vernachlässigst eines von beidem?

Bei Karla habe ich ein bisschen gebraucht, um mich in die Mutterrolle einzufinden. Wie will ich mein Leben jetzt mit dieser neuen Situation gestalten, beruflich wie privat? Ich habe lange darüber nachgedacht, aber nur zu Hause bleiben kam nie in Frage, für mich gehört Karriere dazu. Im Grunde wollte ich auf nichts verzichten. Ich wollte keinen großen Altersunterschied zwischen meinen Kindern, einen Spielgefährten für Karla und beruflich war aber eben auch der perfekte Zeitpunkt, was Eigenes zu machen. Das konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Gefühlt passt das erstmal nicht so gut zusammen: Firmengründung und frisch gebackene Mutter. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das doch eigentlich auch absurd, oder? Dieses Warten auf den perfekten Zeitpunkt, das bin ich eh nicht. Und sicherlich ist das auch ein sehr (west-) deutsches Problem. Jetzt wo Maxi geboren ist, komme ich natürlich auch mal an meine Grenzen und würde mir einen etwas weniger stressigen Alltag wünschen, alles andere wäre gelogen. Trotzdem würden wir nichts anders machen – und letztlich ist es Einstellungssache. Ob meine Kinder mir das eines Tages übel nehmen, weiß ich nicht. Wir werden sehen. Zumindest aber haben sie eine zufriedene Mama – und das ist doch auch etwas wert, oder?

Manche Leute haben dazu natürlich auch immer eine Meinung, besonders meine Großeltern, die eine ganz andere Generation sind, fanden es schrecklich, dass meine Kinder jetzt schon in die Kita kommen. Es gab anfänglich durchaus kritische Stimmen, das hat mich streckenweise auch ziemlich verunsichert. Jetzt habe ich aber das Gefühl, dass ich angekommen bin. Sowohl in meiner Mutterrolle, wie auch in Sachen Karriere. Es ist mir auch wichtig, das meinen zwei Mädels vorzuleben.

Was machst du beim zweiten Kind anders als beim Ersten?

Wenn Maxi sieben Monate alt ist, werde ich wieder Vollzeit in der Agentur einsteigen. Dieses Mal teilen mein Freund und ich komplett. Er bleibt dann sieben Monate in Elternzeit zu Hause. Im November 2013 kommt Maxi in die Kita. Generell sind wir viel entspannter. Man weiß einfach schon, wie’s läuft. Ansonsten machen wir nicht viel anders, außer das wir aktiver sind. Und meinen Kindern ist es egal, ob Mama oder Papa! Da hat auch der Thailandurlaub geholfen, Karla hatte da viel intensive Zeit mit dem Papa.

Wie kam es, dass dein Freund sich Elternzeit nimmt?

Meine Entscheidung, in die Agentur einzusteigen haben wir gemeinsam besprochen. Dass ich nicht 12 Monate Elternzeit machen kann, war klar. Und es war auch klar, dass ich ihn an meiner Seite brauche. Im Thailand-Urlaub hatte mein Freund ja schon eine intensive Zeit mit Karla und so haben wir die Entscheidung gefällt, dass er die andere Hälfte der Elternzeit übernimmt. Ich bin total glücklich darüber, ich kenne niemanden, bei dem der Mann so lange aus dem Job raus ist. Mein Freund freut sich auch schon sehr.

Wie bekommt man neben Karriere und Kindern noch Zweisamkeit?

Wir haben ja den Freitag. Der ist superwichtig. Wir laden Freunde ein, machen ein Essen, jetzt auch mit Baby. Wir haben auch im Haus viele Freunde. Da geben wir das Babyfon einfach mal hin und gehen essen, oder wir gehen unten im Haus ins Restaurant und nehmen das Babyfon mit. Und Babysitter, ob Freunde, Nachbarn oder Großeltern, sind extrem wichtig.

Was ziehst du deinen Kids am Liebsten an?

Die Petit Boutique in Auguststraße ist natürlich mein Favorit. Aber ich bin auch ein Riesenfan von Smallable, ein Online-Konzept-Store aus Frankreich für Kindermöbel und Kleidung. Ich liebe diesen Shop und beim Surfen ist mir vor ein paar Monaten aufgefallen, dass es die Seite jetzt auch auf Deutsch gibt. Ich habe mich mit denen in Kontakt gesetzt und siehe da: Die suchten gerade eine PR-Agentur in Deutschland! Wir haben dann gegen drei andere gepitcht – und Smallable als Kunden gewonnen. Das ist wirklich ein Herzensprojekt von mir.

Hat sich dein Style durch die Kinder verändert?

Noch passe ich noch nicht wieder in meine alten Sachen rein. Das ändert sich aber hoffentlich bald! Generell hat sich mein Style wenig verändert, aber mit High Heels auf dem Spielplatz kommt man sich schon ein bisschen bescheuert vor. Also bin ich zu flachen Schuhen gewechselt, gerade so lange man die Kinder trägt macht das Sinn. Ich habe glücklicherweise alles in Laufdistanz. Das heißt, ich gehe dann noch mal nach Hause vom Job und wechsel Schuhe. Ich bin auf jeden Fall keine Funktionsjacken-Mutter!

Was ist das Nervigste am Mama-Sein?

Ein Baby zu versorgen ist ja eigentlich recht einfach. Bei Karla kommt aber mittlerweile das Erziehen dazu. Das heißt, man muss auch streng sein und muss sich durchsetzen – das macht wirklich keinen Spaß. Ich wäre da gerne geduldiger. Aber man wird ja auch kein anderer Mensch nur weil man plötzlich Mutter ist. Und Ungeduld war schon immer ein Problem  von mir.

Was ist das Schönste am Mama-Sein?

Dass man so viel Liebe hat für diese kleinen Kinder. Das kann man sich vorher gar nicht vorstellen.

Lieben Dank für das Interview Nina!

Hier geht’s zur Agentur blackbird/berlin.

 

Nina Südkamp, Karla und Maxi, Frühjahr 2013

Interview: Marie Zeisler

Fotos: Bella Lieberberg