Wenns mal nicht so gut läuft….

Dieser Post passt einfach gerade viel zu gut zu meiner Gemütslage! Ich habe ihn vor langer Zeit angelegt, gerade noch mal gelesen und dachte: ach ja, genau. Denn der Bauch drückt, das Kind hat einen Wutanfall nach dem anderen und schläft schlecht. Ich sitze die letzen Wochen vor dem Mutterschutz richtiggehend aus, denn eigentlich ist gerade alles zu viel. Die letzte Woche war though, diese ist schon besser, aber:

Danke schön, alles doof.

Ihr kennt solche Phasen: der Job nervt, das Kind auch, mit dem Mann läuft es blöd, der Rücken schmerzt, und meistens kommen dann noch so Sachen dazu wie: ein Autunfall, eine Stromnachzahlung, ein Brief vom Steuerberater. Außerdem schon zu lange nicht mehr beim Sport gewesen und immer noch drei Kilo zu viel…

Dann stellt euch mal einen Film vor, in dem alle glücklich sind. Immer! Schlank, hübsch, makellose Kleidung. Morgens frühstückt die Familie im Rama-Stil, die Mutter kocht und putzt, das Haus sieht schön aus, arbeiten tut sie aber natürlich auch, im perfekt sitzenden Kostüm und ohne Schweißflecken. Die Kinder haben gute Laune, wenn die schöne Mutter sie aus dem Kindergarten abholt, am Nachmittag hallt Gelächter durchs Haus und es gibt zauberhaft dekorierte Limonade, während die Mama an einem hübschen DIY-Projekt arbeitet. Später kommt der Papa nach hause, Frau und Mann küssen sich zur Begrüßung, das gesunde und ausgefallene Abendessen steht schon auf dem Tisch, keiner kleckert, alle lächeln, man unterhält sich. Am Abend gehen die Kinder widerstandslos ins Bett, der Papa liest die Gutenachtgeschichte. Wenn die Kinder schlafen, machen es sich die Eltern noch gemütlich, sie haben Sex, sind verliebt wie am ersten Tag, dann schlafen sie ein.

Boah, ey…

Oder einen Film, in dem am Morgen schon Chaos herrscht, die Familie sich anmotzt und dann doch wieder gemeinsam lacht. In der die Mama in die Arbeit hetzt und sich über ihre schlechte Organisation ärgert. In der die Kinder Quatsch machen auf dem Weg zum Kindergarten und beim Abholen Terror. Wo am Nachmittag nicht gebastelt wird, sondern im Schlamm gespielt. Wo abends gerne mal gestritten wird, und am nächsten Tag hat man sich doch wieder lieb. Ein Film, in dem Eltern sich in die Haare bekommen und sich vertragen. Kinder auch. Wo es Diskussionen, Tränen, Schweißflecken, Konflikte und Finanzkrisen gibt. Schwierige und gute Zeiten. Der Film einer Familie, in der man sich durchkämpft, alles gut übersteht, oft hinfällt, aber immer wieder aufsteht. Und am Ende doch alles ganz schön gut ist….

Welchen Film würdest du lieber sehen?

Na also. Film Nummer eins interessiert keine Sau. Film Nummer zwei könnte dagegen richtig unterhaltsam werden! Das perfekte Leben gibt es nicht und wenn es das gibt, dann ist es ja wohl sowas von stinkelangweilig. Das Leben geht rauf und runter, es gibt Krisen und schlechte Zeiten, die manchmal so weit gehen, dass man alles umwerfen will, weglaufen, von vorne anfangen. Manch einer macht das dann vielleicht sogar. Kündigt, trennt sich. Dann wird das Drehbuch umgeschrieben.

“Gesunde Familien hangeln sich dauernd von Krise zu Krise”, an diesen Satz denke ich oft. Denn so ist es. Es ist kein Armutszeugnis, wenn nicht immer alles pickobello läuft, es ist ganz normal, es gehört dazu.

Es gibt auch gute Zeiten, in denen gelacht wird, in denen man jeden Tag glücklich ist und die Liebsten mit einem – vielleicht wird dann sogar gebastelt, groß aufgekocht, oder stundenlang die Eisenbahn aufgebaut, Vielleicht war gerade die Putzfrau da und man kann ein Foto machen. Vielleicht ist Sommer, man fährt aufs Land oder in den Urlaub, erlebt tolle Sachen und ist rundum zufrieden. Aber das immer zu erwarten ist nicht nur unrealistisch – sondern eben auch stinkelangweilig.

Also erfreut euch an eurem täglichen Chaos, an den guten und den schlechten Zeiten mit den Kindern, mit dem Partner, mit dem Job und der Familie! Gute Zeiten machen schöne Erinnerungen, schlechte Zeiten sind gute Lehrstunden.

Ich mach’s genauso :)