Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft: Was braucht man wirklich?

Als der zweite Streifen meines Schwangerschaftstests sichtbar wurde, war ich wie erstarrt vor Glück, vor Überraschung und ein wenig auch vor Angst. Denn mit der Schwangerschaft kam auch eine riesige Verantwortung auf mich zu, die ich so noch nie erlebt hatte. Ich wollte unbedingt ALLES richtig machen. Also rief ich gleich eine Freundin an, die gerade ein Baby bekommen hatte. “Was muss ich jetzt tun?” fragte ich sie. Ihre Antwort: Termin beim Arzt machen und Folsäure nehmen. Ich fing an, mich online zu informieren, was brauche ich, was braucht das Baby, was ist Folsäure, warum Fischölkapseln, was könnte mir fehlen, wie kann ich meinem Baby schaden?! Ich war, gelinde gesagt, überfordert.

Die Angst, etwas falsch zu machen

Wie jede Mutter, wollte auch ich auf Nummer sicher gehen. Also holte ich mir das volle Programm und gab viel Geld für alle möglichen Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere aus. Als die erste Panik verflogen war, blieb ich allerdings nur noch bei einem Präparat mit Folsäure und Jod. Warum? Ich ernähre mich gesund und ausgewogen und hatte in Absprache mit meinem Arzt, die Entscheidung getroffen, dass dies für mich ausreicht. Zudem erklärte mir mein Arzt, dass sich das Baby alles nimmt, was es braucht – die eventuellen Mangelerscheinungen würden also, wenn überhaupt, dann erst bei mir auftauchen.

Sind Femibion und Co. also Quatsch? 

Dass große Pharmakonzerne ordentlich an der Sorge werdender Mütter verdienen ist klar. Eltern sind, da sie natürlich nur das Beste für ihr Kind wollen, eine ganz wunderbare Zielgruppe: Nichts ist zu teuer und sicher ist sicher. Wem die regelmäßige Einnahme solcher Präparate hilft, sich in der Schwangerschaft wohler zu fühlen, dem wollen wir hier nichts ausreden. Sich aber mal Gedanken zu machen, ob man das ganze Zeug wirklich braucht, schadet sicherlich nicht, oder?

Auch Ökotest hat sich im Februar 2015 mit Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere auseinander gesetzt und schreibt etwas, das wir schon vermutet haben: “Alles, was über Folsäure und Jod hinausgeht, ist mit einer angemessenen Ernährung zu decken. Außerdem sind Vitamine und Mineralstoffe in vielen getesteten Produkten überdosiert.” Getestet wurde Femibion 1 und 2, Centrum Materna, Folio, Folio Forte, Das Gesunde Plus A-Z Mama, Hipp Mama Nahrungsergänzung, Orthomol Natal und einige mehr. Den ausführlichen Test findet ihr hier. Was wir schon sagen können: Keines der Präparate hat mit “sehr gut” abgeschnitten. Femibion 1 und Folio Tabletten haben ein ausreichend bekommen und viele andere auf Grund von Überdosierung sogar ein “ungenügend”. Grund genug, sich die Einnahme solcher Präparate gut zu überlegen…

Aber was ist nun eigentlich wichtig?

Folsäure!

Hier gibt es keinen Zweifel. Folsäure ist wichtig und kann über die Nahrung nicht ausreichend aufgenommen werden. Bei Kinderwunsch nimmt man es am besten schon vor der Schwangerschaft regelmäßig ein, denn gebraucht wird es vor allem in der Frühschwangerschaft (von der man ja manchmal so schnell noch gar nichts weiß). Empfohlen sind 400 Mikrogramm pro Tag, bei Schwangeren 550 Mikrogramm (hier unterscheiden sich manche Quellen, also am besten den Arzt fragen). Hier gibt es eine Liste von Lebensmitteln, in denen sich natürliches Folat befindet (viel Grünzeug!)

Jod!

Auch Jod sollte nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Oft gibt es Kombi-Präparate von Folsäure und Jod.

Fischöl / DHA ?

Den Bedarf an DHA (eine Omega-3-Fettsäure) kann man durch den Verzehr von fetten Meeresfischen gut stillen (zum Beispiel Lachs oder Makrele) und das am besten ein bis zwei mal pro Woche. DHA soll sich positiv für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion auswirken. Die Studien sind allerdings etwas strittig.

Vitamin D ?

Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass durch Vitamin D die kindliche Knochenstruktur gestärkt wird. Im Sommer ist eine Einnahme aber eher unnötig, im Winter wird sie hingegen manchmal empfohlen.

Auch die Stiftung Warentest schreibt übrigens: “Frauen ohne spezielle Risiken sollten im ersten Schwangerschaftsdrittel täglich 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen, am besten schon bei Kinderwunsch. Jod und Eisen sollten Schwangere nur nach ärztlicher Rücksprache ergänzen. Für alle anderen Nährstoffe reicht meist eine gesunde Ernährung”

Unser Fazit: Wer sich ausgewogen ernährt, muss nicht auf teure Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Allein Folsäure und eventuell Jod sind wichtig. Und: Natürlich sollte immer mit einem Arzt über die individuelle Gesundheitssituation gesprochen werden. Auch Vegetarier oder Veganer sollten sich unbedingt von einem Arzt beraten lassen, damit das Mini-Baby auch alles bekommt, was es für eine gesunde Entwicklung braucht…