Mansche mansche – Finger Food ist der neue Brei!

Vor Monaten schon fand ich das Buch Einmal breifrei bitte: Die etwas andere Beikost, von Loretta Stern und Eva Nagy im Briefkasten. Damals war das Thema für mich noch weit weit weg, ich habe voll gestillt und wenn ich an Beikost-Einführung dachte, war das auch eher so: wird schon irgendwie werden. Am Anfang war mir der Tenor auch etwas zu harsch: Schluss mit dem Einheitsbrei! Was bitte sollte so schlimm sein am Brei? Jedoch muss ich sagen, habe ich den Autorinnen da wirklich Unrecht getan.

Ein individueller Weg, mit dem Essen anzufangen

Das Buch ist weder belehrend, noch wird irgendwo “der eine Weg” vorgegeben, (den die Babynahrungs-Industrie einem ja durchaus vorzeigen will). Es geht einfach darum, einen individuellen Weg zu finden und das Kind mit Spaß und Neugier ans Essen heranzuführen. Hebamme Eva Nagy liefert alle wissenswerten Informationen zum Thema Beikost im Generellen, und Fingerfood im Speziellen. Loretta Stern, die sympathische Moderatorin, hat das Ganze  mit ihrer Tochter Karline sehr erfolgreich ausprobiert und liefert “lebensnahe” Berichterstattung. Die Art und Weise, wie Loretta das gemacht hat, klingt irgendwie echt super. Sie hat ihrer Tochter schon sehr früh Stückchen (Tenor: Pommes-Frites-Größe) in die Hand gegeben. Eine Gurke, eine gedünstete Karotte, ein Stück Brot. Dazu hat sie weiter gestillt, doch schon als Karline etwa 8 Monate alt war, reduzierten sich die Still-Einheiten merklich. Bei ihr ging das Ganze also Ratz Fatz, Karline hatte Lust auf Essen, schaffte es wirklich, sich selbst zu füttern, hat immer weniger Milch verlangt. Mit etwa 10 Monaten bekam sie dann noch 2 Flaschen Pre am Tag und den Rest hat sie tatsächloch schon komplett mit normalem Essen gedeckt. Dazu gab es Wasser und Tee aus dem Becher (Wie hat sie das geschafft? Bei uns geht auch nach Monaten des Übens alles daneben…). Toll oder?

Viele Vorteile, ein einziger Nachteil

Das Ganze hat viele Vorteile: 1. hat es die Evolution wahrscheinlich eher so als mit Brei gedacht (klar, früher gab es ja auch weder Pürierstab noch Hipp), die Kinder bekommen wirklich schnell den Trick raus, wie sie das Essen klein lutschen und runterschlucken können. Sie verfügen außerdem über Reflexe, die sie vor dem Ersticken bewahren. 2. Außerdem muss man nicht extra kochen, nichts kaufen, man muss nur selbst auf etwas “langweiligere” Gerichte umsteigen und vor allem nachträglich salzen. Es ist also im Prinzip einfacher und günstiger. 3. Man kann wirklich mit den Kindern “zusammen” essen und spart sich den Fütter-Stress. Und angeblich werden Finger-Food-Kinder intelligenter! Nun gut, das wollen wir jetzt hier mal so stehenlassen. Sicher ist aber, 4. dass sie das Essen, den Geschmack, die Konsistenz ganz anders erleben, als wenn sie es nur in Breiform serviert bekommen.

Die Nachteile sind: Sauerei, Sauerei, Sauerei. Und natürlich klappt es nicht bei allen so reibungslos wie bei Lorettas Tochter. Ich kenne Einige, deren Kids gerne mit Essen manschen, aber dazu eigentlich auch noch voll gestillt werden. Wer früher abstillen will, kann das Fingerfood-Thema übrigens auch mit der Flasche durchziehen (wird im Buch genau beschrieben).

Unsere Mischform

Ich hatte schon früh beschlossen, eine “Mischform” zu fahren. Xaver bekommt also Brei und Fingerfood. Ich habe es nie so gemacht, dass ich ihn wirklich “auswählen” lasse, denn auch wenn wir in einer Überflussgesellschaft leben, und Babies so das Essen spielerisch entdecken, fand ich es schrecklich, wie er mit Nudeln, Karotten, eben mit ESSEN um sich warf, von der Sauerei mal ganz abgesehen. Ich habe auch schon nacht etwas mehr als einem halben Jahr abgestillt, wollte nicht so viel Pulvermilch geben, und da die Babies mit der Fingerfood-Methode erst langsam größere Mengen in sich rein bekommen, war mir Brei einfach lieber. Mein Söhnchen bekommt aber eigentlich täglich zusätzlich Stücke in die Hand, und das liebt er (besonders gerne mache ich es im Restaurant, so ist er beschäftigt, isst mit, und ich muss danach nicht selbst wegputzen. Ich entschuldige mich dafür immer mehrmals und gebe ordentlich Trinkgeld ;)).

Alles essen ohne Zähne

Auch ich muss also sagen: es funktioniert tatsächlich. Und zwar ohne einen einzigen Zahn! Xaver ist noch zahnlos, er verschlingt trotzdem mittlerweile große Mengen Nudeln, Gemüse, Brot, Kartoffeln und Reis. Tatsächlich isst er immer wieder einfach bei uns mit, wir geben ihm etwas in die Hand, er zermalmt es mit seinen Kieferknochen, schmatzt dabei ordentlich, und schluckt runter (so wie auf dem Foto, mit Schüsselchen, klappt es leider noch nicht wirklich. Das Schüsselchen landet nach 5 Sekunden samt Inhalt auf dem Boden, wenn man es nicht festhält). Gerne mache ich auch Baby-Marmeladen-Brot, von Loretta inspiriert: Brot ohne Rinde mit Butter und ein bisschen Frucht-Gläschen obendrauf. Xaver liebt das. Auch ganz weit vorne: Banane. Letztens haben wir uns eine geteilt und ich musste feststellen, dass er davon mehr als ich abbekommen hat!

Es geht wirklich auch ohne Brei

Fingerfood ist also toll und das Buch auch. Vor allem weil es einem die Angst nimmt. Die Angst, das Kind könnte ersticken, es könnte nicht genug Nährstoffe bekommen, die Angst, es könnte für dieses oder jenes noch nicht alt genug sein (es gibt natürlich schon ein paar Dinge, die Babies noch nicht dürfen, aber nicht so viel, wie ich dachte!). Es geht also auch ohne Brei, muss aber nicht. Wir fahren mit unserer Mischform super, und sobald Xaver motorisch etwas besser ist, kann er dann richtig bei uns mitessen und der Brei wird immer weniger werden. Und darauf freue ich mich schon so sehr!

Zwei Dinge noch: Leider muss ich sagen, dass mein geliebter Tripp Trapp von Stokke sich nicht sooo gut für diese Methode eignet. Dieser ist ja so konzipiert, dass das Kind früh am Familien-Tisch sitzt, Kinderstühle mit eigenem Tischchen sind aber doch praktischer, wenn es um Selbst-Essen geht. Natürlich geht auch so was daneben, aber schon mal wesentlich weniger. Bisher war mir so ein Tischchen zwar immer optisch ein Graus, und ich sauge einfach oft oder lege ein Handtuch aus. Aber mal sehen, wie die nächsten Monate so laufen… Und: Es lohnt sich durchaus, ein Ärmellätzchen (oder gleich mehrere) zu besorgen, wenn man Babys Kleidung einigermaßen schützen will!

Wer weiterlesen will: Hier geht es zu meinem Abstillbericht, und hier zu unserem Post über Brei kochen!

Breifreibitte