Es einfach wagen? Von Zweifel, Glück und Angst bei der Familiengründung

Habt ihr euch schon mal so wie die Katze im Bild gefühlt? Nein? Wirklich? Nicht mal nur ganz, ganz kurz? Ich ja. Es gab Momente in meinem Leben, an denen ich dachte: Man, wie bin ich hier bloß gelandet?! Warum habe diese Entscheidung getroffen, und komme ich hier je wieder raus?

Und damit meine ich nicht die medial aufgeblasene #RegrettingMotherhood-Debatte. Ich finde nämlich, dass das überhaupt kein Skandal ist. Entscheidungen im Leben ab und an mal anzuzweifeln, ja sogar manchmal zu bereuen, finde ich nicht verwerflich, sondern ehrlich gesagt ziemlich menschlich.

Aber zurück zur Katze. Die Katze ist in einer Situation, in der sie sich gefangen fühlt. Es gibt kein zurück mehr. Aber auch kein vorwärts. Man denkt, man hat keine Alternativen. Ich glaube, das ist es, was der “Generation Beziehungsunfähig” so Angst macht: Dass echtes Commitment zur Falle wird. Familie, Kinder, sich richtig auf eine Person einlassen, ja sogar Abhängigkeiten eingehen? Klingt für manche wohl irgendwie unsexy. Auch ich habe mich manchmal umgeschaut und gedacht: Will ich so etwas wirklich? Was, wenn es nicht klappt? Was, wenn sich der Mann als Attrappe entpuppt und eigentlich gar nicht so ist, wie er jetzt tut? Was, wenn ich plötzlich mit zwei Kindern irgendwo sitze, und unglücklich bin?

Jetzt, wo ich älter bin, weiß ich, dass das Ängste sind und Projektionen, die nicht meine sind. Dass man es einfach wagen muss, weil es Liebe nicht ohne Abhängigkeiten gibt. Weil wahre Nähe bedeutet, dass man sich braucht. Und trotzdem muss ich ab und zu an meine früheren Ängste denken. Manchmal stelle ich mir vor, wie mein Leben ohne Kind wäre. Würde ich jetzt vielleicht in meiner Traumstadt New York ein ganz anderes Leben führen?

Die New Yorker Autorin Ada Calhoun schreibt in ihrem Artikel “The Wedding Toast I’ll Never Give” über ihre Beziehung zu ihrem Ehemann, über das Kinderhaben und die vielen Zerreißproben in der Ehe. “There is perfection only in death.” ist ihr Fazit. Und recht hat sie: Es gibt schwierige Zeiten, selbst mit dem tollsten Partner. Nichts ist perfekt. Wer eine perfekte Beziehung will, eine perfekte Familie, der wird das nicht finden. Aber liegt nicht das Schöne in der ewigen Hoffnung, dass es klappen könnte? Im Nicht-Aufgeben-wollen?

Bei mir hat es das erste Mal nicht geklappt, vielleicht probiere ich es noch ein zweites Mal. Ich war zwei Jahre Single, das war lustig, oft aber auch sehr einsam. Ich bin Romantiker, ich denke Verbindlichkeiten und Nähe, wie Angst einflößend sie auch sein können, sind das wichtigste Mittel zum Glück. Und klar zweifelt man manchmal, aber dass heißt nicht, dass man seine Kinder nicht liebt oder seinen Partner. Man kann und muss solche Gedanken zu lassen. Zweifel heißt nicht, dass ich mein Leben nicht wertschätze. Es gibt immer ein Auf und Ab. Die Vorstellung, dass man ständig glücklich sein sollte, wird uns durch die Welt suggeriert, hat aber natürlich wenig mit der Realität zutun.

Und was ist Glück eigentlich? Wollen wir wirklich von Glück berauscht und in ständiger Euphorie durchs Leben gehen? Geht das überhaupt?

Vielleicht sind es eher die kleinen Momente, die das ganz Große zeigen. Deshalb sollte man die Augen offen halten, bewusst durchs Leben gehen und vor allem: keine Angst haben.

Bild: Illustration von Jon-Michael Frank auf Etsy.