Einfach mal ein Dankeschön an unsere Erzieher

Weil es mir auf dem Herzen liegt, und auch weil ich weiß, dass oft kein gutes Haar an Erziehern gelassen wird. Weil immer wieder über die Qualität der Kitas diskutiert wird und die Erzieher im seltensten Fall etwas dafür können. Weil sie sich viel anhören müssen, weil sie schlecht bezahlt werden und ein großes Krankheitsrisiko eingehen, muss ich hier einfach mal ein Dankeschön loswerden.

Vielleicht haben wir auch einfach Glück? Jedenfalls bin ich mit Xavers Erziehern rundum zufrieden. Sie sind fit, schlau, kompetent, gut ausgebildet. Bei uns in der Kita arbeiten drei Männer, auch das finde ich super. Ich sehe, dass sich um Xaver gut gekümmert wird, dass ich jeden Tag ein glückliches Kind abhole. Wenn seine Bezugs-Erzieherin von ihm spricht, hat sie ein Leuchten in den Augen. Er schläft in der Kita 2-3 Stunden täglich, er isst fast immer drei Teller, er braucht dort keinen Schnuller mehr, nicht mal zum Einschlafen. Er fühlt sich wohl! Mein Sohn scheint ein Herdentier zu sein, in der Kita ist er ein Kind, dem alles Spaß macht, sogar das Zähneputzen.

Ich finde nach wie vor, jeder soll und muss selbst entscheiden, wann und wie lange er sein Kind wo betreuen lässt. Denn Kinder sind verschieden, Eltern auch. Jeder hat andere Bedürfnisse. Manche sind sehr glücklich, wenn sie lange “nur” Mutter sind, andere wollen schnell wieder zurück in den Job. Wieder anderen sind aus finanziellen Gründen die Hände gebunden. Den einen Weg gibt es nicht. Genauso verschieden sind die Kinder, manche sind innerhalb von einer Woche in der Kita angekommen, andere brauchen Monate, wieder andere sträuben sich komplett.

Der böse Zeigefinger

Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als Mütter (fast noch schlimmer: Väter!), die auf andere Mütter mit dem Zeigefinger zeigen. “Wie kannst du nur, ich könnte das nie so früh, warum bekommt man überhaupt Kinder, wenn man dann auf nichts verzichten will.” Da werde ich richtig bockig. Mag sein, dass es manche glücklich macht, finanziell zurückzustecken, um die Kinder zuhause zu betreuen. Aber das gilt eben nicht für alle. Und die echte Wahlfreiheit haben im Endeffekt wenige. Wenn man sich dann für die Kita ab eins (oder früher, oder später) entscheidet, ist das, was wichtig ist, die Qualität der Betreuung. Wenn ich höre, dass kleine Kinder einen erhöhten Stresswert haben, die einen Erzieher mit bis zu sieben anderen Kindern teilen müssen, dann wundert mich das nicht.

Die Qualität der Betreuung hat weniger mit Bio-Essen und Holzspielzeug zu tun. Sie steht und fällt mit einem guten Betreuungsschlüssel (bei uns arbeiten in der Gruppe der Nestkinder 3-4 Erzieher für 12 Kinder), und mit der liebevollen, kompetenten Fürsorge durch die Betreuer. Es muss einfach stimmen. Alle Beteiligten sollen sich wohl fühlen. Nein, sie MÜSSEN!

In unserem Fall ist das gegeben. Auch wenn ich schon Gründe zum Meckern finden würde, wenn ich suchen würde. Aber mir ist vor allem wichtig, dass mein Kind glücklich ist. Vor ein paar Tagen (beim Laterne-Basteln…) habe ich sehen können, wie wohl er sich dort fühlt, wie er sich frei und ganz natürlich bewegt, wie er auch hier laut, frech und forsch ist, genau wie zuhause. Wie er sich an das Bein eines Erziehers schmust, weil er noch einen Keks will. Unsere Kita ist übrigens keine Privat-Kita. Sie ist städtisch und kostet nichts extra, außer die normalen Beiträge unter drei (in Berlin). Freunde aus München können da nur neidisch staunen. Sie zahlen bis zu 700 Euro im Monat für einen Krippenplatz. Da überlegt man dann drei Mal, ob es sich noch lohnt, arbeiten zu gehen. Und das ist es (leider) wohl auch, was die bayerische Politik erreichen will.

Trotzdem sind wir als Eltern übrigens immer noch die Nummer 1. Zuhause fühlt er sich noch sicherer, hier plappert er mehr, hier hat er seine ersten Schritte gemacht. Auch wenn Kinder in der Kita sind, ist der wichtigste Einfluss für sie das, was sie zuhause erleben.

Im Idealfall kompetente Hilfe

Manchmal bin ich auch einfach froh, dass ich mit der Erziehung dieses Kindes nicht alleine bin. Denn Xaver ist ein Wildfang, nicht immer leicht zu handlen. Und von einer kompetenten Fachkraft zu hören, a. dass das ganz normal ist und er in keinster Weise verhaltensauffällig ist, weil er gerne vehement um Spielzeug kämpft und b. wie ich genau reagieren soll. Das hat mir so viel weitergeholfen und meinem Freund auch.

Letzte Woche hatten wir Elterngespräch – unser erstes. Wir hatten fast ein bisschen Sorge, eben weil Xaver so wild ist. Doch wir wurden beruhigt. Xaver sei ein tolles Kind, fröhlich, offen, empathisch. Und an der Art, wie seine Erzieherinnen über ihn sprechen, merkt man, wie gut sie ihn kennen, wie intensiv sie sich mit ihm befassen. Ich verstehe den Begriff “Fremdbetreuung” eigentlich gar nicht. Warum wird der überhaupt verwendet? Da arbeiten keine Fremden in der Kita. Es sind seine Freunde, enge Vertraute, Bezugspersonen.

Ich weiß, dass nicht jeder so ein Glück mit seiner Betreuungssituation hat, auch ist nicht jedes Kind so unkompliziert wie Xaver. Wenn ich mir Geschichten von anderen Müttern anhöre, finde ich das auch oft nicht toll. Überforderte Erzieher, zu offene Systeme, bei denen die Kinder keine klaren Bezugspersonen haben. Es läuft (leider) nicht immer alles glatt. Und man sollte sich schon zu 100% wohl fühlen, sein Kind dort abzugeben, wo man es abgibt. Und wenn man merkt, dass das Kind mit einer längeren Trennung von den Eltern noch nicht klar kommt (das gibt es oft, und es liegt in den meisten Fällen nicht daran, dass die Eltern nicht loslassen können, sondern dass manche Kinder einfach so sind!), dann sollte man vielleicht umdenken. Eine Tagesmutter in Erwägung ziehen, oder eine andere Lösung. Vielleicht kann man das Betreuungsgeld in ein Au-Pair investieren, bis das Kind bereit ist. Vielleicht reicht auch ein Babysitter ab und zu, vielleicht kann man sich mit dem Partner, den Großeltern oder Freunden arrangieren. Schön wäre dann noch, wenn vom Arbeitgeber kein Druck gemacht würde, denn es ist auch in deren Sinn, dass die Betreuungssituation stimmt.

Früher hätte ich mir gar nicht vorstellen können, mein Kind in so jungen Jahren schon jeden Tag sechs Stunden abzugeben. Jetzt bin ich mit unserer Lösung total glücklich. Und einfach nur dankbar, dass so viele tolle Menschen diesen oft undankbaren Job machen und meinem Sohn jeden Tag aufs Neue einen so schönen und lehrreichen Vormittag bescheren. Danke, dass es euch gibt!

Seid ihr zufrieden mit eurer Lösung? Was würdet ihr euch anders wünschen?