Beziehungskram: Die Liebe und die Kinder. Leicht ist es nicht, aber….

Bei mir im Bekanntenkreis ist es mittlerweile absolut keine Besonderheit mehr, dass sich Paare trennen. Auch und gerade dann, wenn Kinder im Spiel sind und meistens noch in den ersten zwei Lebensjahren des Kindes. In den allermeisten Fällen halte ich diese Entscheidung für sinnvoll. Die Eltern merken oft, dass es an vielen Ecken und Enden nicht stimmt, dass man sich nicht einig wird, dass es nicht mehr gut wird. Die Differenzen sind einfach zu groß. Sie denken: Lieber gleich den Schlussstrich ziehen. Je früher, je einfacher für das Kind.

Aber in einigen Fällen kann ich auch nicht umher, zu denken: Warum habt ihr euch so schnell getrennt? Ist die Basis nicht immer noch da, werft ihr euch nicht immer noch Blicke zu? Haben wir nicht vielleicht zu idealistische Ideen von einer Beziehung? Denn Streit, Krisen, Probleme. Das gehört doch dazu, oder?

Ich bin keine Beziehungs-Expertin und ich will mich vor allem überhaupt nicht in das Beziehungsleben von anderen Eltern einmischen. Niemand trennt sich leichtfertig, vor allem, wenn Kinder mit im Spiel sind. Aber diese Kinder sind eben nun mal die größte und schwerste Probe, auf die man eine Beziehung stellen kann. Es gibt nichts, was das Leben und das Miteinander so verändert, wie ein gemeinsames Kind. Verantwortung, Freiheitsverlust, Schlafmangel. Das Stresslevel ist so hoch. Dann noch die Beziehung am Leben zu erhalten ist harte Arbeit. Das kann man nicht anders sagen. Und manchmal muss man sich auch vor Augen halten, dass das jetzt gerade eine große Probe ist. Dass wieder bessere Zeiten kommen werden.

Zwei Sätze, an die ich immer wieder denken muss, will ich deshalb heute mit euch teilen.

Der Vater eines guten Freundes hat einmal Folgendes gesagt (als Reaktion auf die Trennung von Freunden, noch im ersten Lebensjahr des Kindes):

Wenn wir uns damals immer gleich getrennt hätten! Dann ist es eben mal ein paar Jahre schwierig!

Daran denke ich so oft. Ein paar Jahre! Ich kenne niemanden, der mehrere wirklich schwere Jahre durchgemacht hat. So richtig schwer. Die allermeisten haben da schon längst die Notbremse gezogen. Ich denke auch nicht, dass man jahrelang leiden sollte, nur um um jeden Preis ein Paar zu bleiben. Aber wenn die Basis stimmt, wenn man diesen Menschen, mit dem man ein Kind hat, eigentlich noch liebt, dann muss man vielleicht auch ab und zu sagen: Gerade ist es schwer. Aber es wird wieder. Ich spreche immer von “der Basis” die stimmen muss. Die Liebe. Das Grundverständnis für den anderen. Gemeinsame Erinnerungen. Der Wille, sich gegenseitig aufzufangen. Auch wenn es Streit gibt. Stress. Ärger wegen dem Haushalt, der Müdigkeit, der Ungerechtigkeit. Der Wille, zu verzeihen muss da sein. Auch wenn mal böse Sätze gefallen sind. Das Bedürfnis, sich zu umarmen, auch wenn man vielleicht mal keine Zeit für Körperlichkeit hat, oder einfach keine Lust. Auch wenn man ab und zu alles in Frage stellt: wenn die Basis stimmt, dann lohnt es sich doch, schwere Zeiten durchzustehen. Vielleicht sogar ein paar Jahre… Die Kinder sind nicht ewig klein!

Der zweite Satz stammt von der wunderbaren Marlene, und auch diesen krame ich oft gedanklich hervor:

Ich finde es faszinierend, was eine Beziehung alles aushalten kann.

Das ist so wahr. Es ist faszinierend. Und es ist eine schöne, positive Formulierung des RiesenChaosStressStreit-Berges, den eine Beziehung mit Kindern manchmal mitmachen muss. In Zeiten, in denen man nur über den Familienkalender kommuniziert, in denen man gefühlt eine Woche lang nur Organisations-Kram besprochen hat. Wo nicht mal Zeit für einen Blick oder eine Umarmung war. In Zeiten, in denen man jeden Abend über das Geschirr streitet oder über die Wäsche, oder schweigend nebeneinander ins Smartphone starrt. In Zeiten, in denen man sich abends genervt voneinander weggedreht und sauer einschläft. In Zeiten, in denen wenig übrig zu sein scheint, von der Liebe. Sich dann zu sagen: Faszinierend, was wir alles schaffen! Finde ich einen wundervollen Ansatz!

 

In diesem Sinne: es loht sich oft zu kämpfen, glaube ich. Erinnert euch daran. “Die Ehe lebt vom Aushalten” so dieser kluge Artikel in der Zeit. Und ich glaube, für eine Beziehung mit Kind ganz ohne Trauschein gilt das auch. Zumindest zeitweise!

 

Zum Bild: Diese Karte hat mir der Mann an meiner Seite mal nach einem großen Streit geschenkt. Sie hängt zur Erinnerung Immer noch am Kühlschrank und bringt uns immer noch zum Lachen, auch wenn wir längst nicht mehr wissen, worum es damals ging.